ADAC lehnt Anti-Stau-Gebühren in Nürnberg ab
Attraktive Mobilitätsoptionen statt Griff in die Tasche
Nürnberg. Der ADAC Nordbayern kritisiert den Vorschlag des Münchner ifo-Instituts zur Einführung sogenannter „Anti-Stau-Gebühren“ für deutsche Großstädte und lehnt die zusätzlichen Mehrkosten für Pendlerinnen und Pendler klar ab. „Die Einführung von Anti-Stau-Gebühren, welche einer City-Maut gleichkämen, benachteiligt vor allem einkommensschwächere Pendler, die auf das Auto zwingend angewiesen sind“, sagt Jürgen Hildebrandt, Leiter der Verkehrsabteilung beim ADAC Nordbayern.
Mit zusätzlichen Tagesgebühren von 6 bis 10 Euro könnte das Verkehrsaufkommen am Beispiel München um voraussichtlich 23 Prozent zurückgehen, so das ifo-Institut. Ähnliche Ergebnisse seien laut der veröffentlichten Studie auch in Nürnberg und anderen Großstädten mit hohem Autoverkehr zu erwarten.
Der ADAC Nordbayern hält Anti-Stau-Gebühren aus verkehrspolitischer Sicht jedoch für nicht sinnvoll. Dadurch entstehen ausschließlich Schranken statt attraktiven Mobilitätsoptionen ohne Auto. Eine Verringerung der Stauzeiten in Innenstädten ist viel zielführender durch intelligente Verkehrssteuerungssysteme, benutzerfreundliche Park & Ride-Möglichkeiten und einem günstigen und gut angebundenen ÖPNV zu erreichen. Der ADAC Nordbayern begrüßt daher die Ankündigung der Stadt Nürnberg bis 2023 das 365-Euro-Ticket für alle einzuführen. Allerdings reicht das als alleiniger Lösungsansatz zur Reduzierung von Stauzeiten in Nürnberg nicht aus: „Die Verkehrssteuerung ist im Städtedreieck – sowohl für den Autoverkehr als auch für den ÖPNV – noch immer unzureichend, da zum Beispiel eine einheitliche verkehrspolitische Vernetzung zwischen Nürnberg, Fürth und Erlangen fehlt. Außerdem existieren noch nicht genügend Park & Ride-Stellplätze, um noch mehr Pendler zum Umsteigen in öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen“, erklärt Jürgen Hildebrandt.
Die unbestrittenen Verkehrsprobleme in vielen deutschen Städten – so auch in Nürnberg – kann nach Einschätzung des ADAC eine City-Maut nicht lösen. Größere Städte erfüllen außerdem eine besondere Versorgungsfunktion für die gesamte Region, welche Autofahrten in Verwaltung, Bildung oder auch im Gesundheitswesen, wie beispielsweise den ambulanten Pflegediensten, zwingend erforderlich machen. Außerdem wäre eine Verlagerung der Einkaufsmöglichkeiten von der Innenstadt in die Randgebiete zu befürchten, zum Nachteil des stationären Einzelhandels und der Attraktivität der Stadt.
Um Stauzeiten zu verringern, muss daher auch die Verkehrsinfrastruktur nachhaltig verbessert und angepasst werden. Der ADAC Nordbayern kritisiert in diesem Zusammenhang die anhaltenden und noch zu erwarteten, jahrelangen Verzögerungen in der Planungs- und Genehmigungsphase beim Umbau der wichtigen Verkehrsader Frankenschnellweg.
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