ADAC Staubilanz 2020 für Baden-Württemberg: Weniger und kürzere Staus
A5 zwischen Karlsruhe und Heidelberg im deutschlandweiten Vergleich an zweiter Stelle der staubelasteten Strecken | Gesamt-Staukilometer um 52 Prozent gesunken | Staureichster Monat war der September
Karlsruhe. Die ADAC Staubilanz belegt mit Zahlen, was Autofahrer natürlich längst bemerkt haben: Es gab im Pandemie-Jahr 2020 weniger Stau als im Vorjahr. Die Anzahl der bundesweiten Staumeldungen 2020 nahm im Vergleich zu 2019 um rund 28 Prozent ab, in Baden-Württemberg um 33 Prozent.
Die ADAC Staudatenbank verzeichnete in Baden-Württemberg knapp 51.000 Mal „Stau“ oder „Stockenden Verkehr“, im Vorjahr belief sich die Anzahl der Stauereignisse auf rund 76.000. Dauer und Länge der Staus halbierten sich in etwa: 33.700 Stunden lang standen Autofahrer auf den Autobahnen in Baden-Württemberg im Stau, im Vorjahr waren es 69.400 Stunden. Aneinandergereiht brachten es die Staus im Land auf 92.000 Kilometer, im Vorjahr waren es noch 191.500 Kilometer.
Am wenigsten Verkehr floss im März und April während des ersten Lockdowns über die Autobahnen in Deutschland, mit den Corona-Lockerungen nahm das Verkehrsaufkommen und in der Folge das Staugeschehen wieder zu, bis im September der staureichste Monat erreicht wurde. Danach waren die Werte wieder rückläufig. Die Fahrleistung ist insgesamt um rund zwölf Prozent gesunken.
Die staureichsten Autobahnstrecken in Baden-Württemberg
Baden-Württemberg ist mit seinen rund 1.000 Autobahnkilometern eines der besonders staubelasteten Bundesländer. In der Betrachtung der Staukilometer pro Kilometer Autobahn liegen die drei Streckenabschnitte auf der A5 zwischen Heidelberg und Karlsruhe, auf der A6 zwischen Heilbronn und Mannheim und auf der A8 zwischen Stuttgart und Karlsruhe (jeweils beide Richtungen) im bundesweiten Vergleich auf den Plätzen zwei bis vier, direkt nach der stark belasteten A3 zwischen Passau und Linz.
Baustellen für Fahrbahnerneuerungen, Brückenbauwerke und Lärmschutzwände waren schon seit Ende 2019 verantwortlich für die langen Schlangen auf der A5 zwischen dem Autobahnkreuz Walldorf und der Ausfahrt Bruchsal - in beide Richtungen. In Fahrtrichtung Heidelberg, zwischen der Anschlussstelle Kronau und dem Kreuz Walldorf, gab es dadurch im Jahr 2020 insgesamt 4.707 Kilometer Stau. Meist waren die Störungen kürzer und dauerten weniger lang als im Vorjahr – aber an dieser Stelle kam es im letzten Jahr auch neun Mal zu Megastaus mit rund 16 Kilometern Länge, die sich teilweise erst nach bis zu sieben Stunden wieder auflösten. In der Gegenrichtung, vom Kreuz Walldorf bis zur – zeitweise gesperrten - Ausfahrt Kronau, wurden 2.730 Kilometer gemessen, deutlich mehr als im Vorjahr.
Auf der A6 ließ der sechsstreifige Ausbau zwischen Wiesloch/Rauenberg und dem Weinsberger Kreuz, der im Frühjahr 2017 seinen Baustart hatte, den Verkehr häufig stillstehen. Der Streckenabschnitt zwischen dem Kreuz Weinsberg und der Anschlussstelle Heilbronn/ Neckarsulm brachte es auf 4.140 Kilometer Stau (2019: 6.049). Weitere 2.551 Kilometer Stau wurden zwischen dem Dreieck Hockenheim bis zum Kreuz Walldorf (2019: 3.483) gemessen.
Die Dauerbaustelle am A8-Aufstieg vom Karlsruher Dreieck bis zur Anschlussstelle Karlsbad bildete von Ende April bis Ende Oktober ein Nadelöhr. In Etappen war die Fahrbahn in Richtung Stuttgart saniert worden, im Vorjahr war die Gegenrichtung an der Reihe gewesen. 1.622 Kilometer Stau (2019: 2.116) kamen hier im letzten Jahr zusammen. Nicht selten staute sich der Verkehr bis auf die A5 und die Karlsruher Südtangente zurück und behinderte damit auch Verkehrsteilnehmer mit anderen Zielen.
Dass sich die genannten Baustellen trotz des niedrigeren Verkehrsaufkommens derart auf den Verkehrsfluss auswirkten, lag oft daran, dass kurz davor oder danach eine Ausfahrt lag und dadurch die Geschwindigkeit stärker reduziert werden musste oder das Einfädeln zu häufigen Bremsmanövern führte. Dennoch waren die Staus meist weniger lang und lösten sich schneller auf als im Vorjahr.
Die meisten Staus in Baden-Württemberg wurden am 24. September mit 391 Stauereignissen gezählt. Insgesamt waren die Septemberwochenenden durch einen starken Reise- und Ausflugsverkehr geprägt. 355 Mal, staute es sich am 1. Dezember, als ein Wintereinbruch für zahlreiche Schnee- und Glatteisunfälle mit anschließenden Behinderungen verantwortlich war. Am 31. Juli, als viele endlich in den Urlaub starten konnten, gab es 332 Staus.
Um die Zahl der Staus möglichst auch nach der Corona-Pandemie niedrig zu halten, sind laut ADAC mehrere Maßnahmen erforderlich. So zeigt die Pandemie bis heute, dass sich Berufsverkehr und Dienstreisen dank Homeoffice und Videokonferenzen reduzieren lassen. Auch muss der ÖPNV seine Kunden, die aus Angst vor Corona aufs Auto umgestiegen sind, wiedergewinnen. Deshalb ist die Modernisierung der Schienensysteme im Nah- aber auch Fernverkehr konsequent voranzutreiben, um ein zuverlässiges und attraktives Angebot zu gewährleisten. Zudem müssen auch solchen Pendlern, die nicht jeden Tag unterwegs sind, flexible und attraktive Mehrfahrten-Tickets bzw. Abos angeboten werden.
Grundsätzlich ist für einen möglichst reibungslosen Verkehr das Verkehrs- und Baustellenmanagement weiter zu verbessern. Der Verkehrsfluss in Baustellenbereich steht und fällt mit der Art, wie Bauprojekte umgesetzt werden: Die Anzahl der verbleibenden Fahrspuren, deren Breite, die Geschwindigkeitsreduzierung und die Art, wie im Vorfeld der Verkehr durch intelligente Informationssysteme abgebremst werden kann, sind wichtige Faktoren, damit eine Baustelle nicht zum täglichen Ärgernis wird. Hier setzt der ADAC große Hoffnungen in die neue Autobahn GmbH des Bundes. Jeder Verkehrsteilnehmer sollte sich vor der Fahrt selbst aktiv um die Route kümmern, sei es durch die Stauinformation im Rundfunk oder mit Hilfe der Verkehrsinformationen und Routenplanung unter adac.de.
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