Die Seite benötigt aktiviertes Javascript! Wie Sie JavaScript in Ihrem Browser aktivieren

Nordbaden | 07.05.2021

Kampagne gegen Motorradlärm startet in Forbach

ADAC in Baden-Württemberg startet mit Unterstützung von Innenministerium und GIB ACHT IM VERKEHR die Kampagne „Bitte leise“ | Mehr als 200 Schilder in rund 100 Gemeinden werben für rücksichtsvollere Fahrweise

Forbach. Im Garten entspannt ein Buch lesen oder mit Freunden plaudern? „Oft
nur schwer möglich!“ bringt es Katrin Buhrke, Bürgermeisterin in Forbach, auf den Punkt. Denn: Tausende Motorradfahrende und andere Ausflügler sind an den Wochenenden auf der Schwarzwaldhochstraße und ihren Nebenstraßen unterwegs. Die lärmbelasteten Gemeinden in Baden-Württemberg schlagen Alarm. Der Bundesrat fordert aus Gründen des Lärmschutzes zeitlich beschränkte Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen. Die Biker hingegen fühlen sich zu Unrecht pauschal bestraft. ADAC, Innenministerium Baden-Württemberg und die Aktion „GIB ACHT IM VERKEHR“ wollen mit der gemeinsamen Kampagne „Bitte leise“ sensibilisieren und für eine rücksichtsvollere Fahrweise werben. Dazu gibt der ADAC in Baden-Württemberg kostenfrei großformatige Hinweistafeln an rund 100 interessierte Kommunen, die diese in Eigenregie an neuralgischen Punkten aufstellen.

Zum Auftakt der Aktion wurde heute das erste von rund 200 Schildern in Forbach (Landkreis Rastatt) eingeweiht. Alfred Haas, Vorstandsmitglied für Verkehr und Technik des ADAC Südbaden betonte, dass lokale Streckensperrungen oder Fahrverbote nicht die Lösung des Problems seien. „Die Sperrung beliebter Motorradrouten führt zwangsläufig dazu, dass auf andere Strecken ausgewichen wird“, so Haas. „Stattdessen müssen wir eine verantwortungsbewusste Fahrweise bei den Motorradfahrern einfordern und sie bezüglich der Lärmproblematik sensibilisieren.“

Landespolizeipräsidentin Dr. Stefanie Hinz, die für den kurzfristig verhinderten Innenminister zur Eröffnung der Kampagne nach Forbach kam, sieht in der ADAC Aktion eine gute Ergänzung zur Polizeiarbeit: „Repression und Prävention gehen immer Hand in Hand. Mit unseren Spezialistinnen und Spezialisten des Kompetenzteams Motorrad ist die Polizei landesweit bestens aufgestellt, um unzulässige Manipulationen an den Motorrädern zu erkennen. Gleichzeitig bringen wir mit der Schilderkampagne die Botschaften genau dahin, wo sie hingehören, nämlich an die Strecken wo der Lärm entsteht.“

Der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl sowie Verkehrsminister Winfried Hermann unterstützen die Initiative des Automobilclubs. Innenminister Thomas Strobl machte deutlich: „Für überflüssigen Motorradlärm habe ich kein Verständnis. Mit der ADAC Kampagne wollen wir die Bikerinnen und Biker wachrütteln und auf die Nöte der Menschen in den lärmgeplagten Kommunen hinweisen. Wir wollen überzeugen. Klar ist freilich auch: wer sich nicht an die Regeln hält, wird konsequent kontrolliert und angezeigt.“

Der Minister für Verkehr Winfried Hermann appelliert an die Verantwortung der Motorradfahrer: „Motorradlärm beeinträchtigt die Lebensqualität und Gesundheit von Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Erholungssuchenden erheblich. Deswegen fordere ich von den Motorradfahrenden eine rücksichtsvolle Fahrweise. Sie haben den Motorradlärm wortwörtlich selbst in der Hand. Als Mitbegründer der Initiative Motorradlärm setze ich mich gemeinsam mit Thomas Marwein, dem Lärmschutzbeauftragten der Landesregierung, sowie Vertreterinnen und Vertretern lärmgeplagter Gemeinden und Kreise für eine Reduzierung des Motorradlärms ein. Unser Ziel ist es auch, die Lärmverursacher zu sensibilisieren, denn dieser Lärm ist völlig unnötig.“

Die Kampagne des ADAC und seiner Partner will mit aufmerksamkeitsstarken Aussagen wie „Respekt zeigen. Leise fahren“, "Bitte nicht röööhren" oder „Leise fahren. Lärm ersparen!“ auf großflächigen Tafeln am Straßenrand das Problembewusstsein bei Motorradfahrern schärfen. Zusätzlich will der ADAC mit Bikerinnen und Bikern ins Gespräch kommen, sobald es die Pandemiesituation zulässt. Entlang vielbefahrener Routen wird der ADAC die Brennpunkte in der aktuellen Saison besuchen. „Auch diejenigen, die ordnungsgemäß unterwegs sind, sind sich oft nicht bewusst, dass sie mit der eigenen Fahrweise noch zusätzlich viel zur Lärm-Entlastung beitragen können“, so Haas. Eine vorausschauende Fahrweise ohne unnötiges Abbremsen und Beschleunigen, der Verzicht auf nachtägliches legales Soundtuning und die Einhaltung der Tempolimits senken die Geräuschentwicklung deutlich.

Schwarze Schafe, die mit einer rücksichtlosen Fahrweise oder manipulierten Auspuffanlagen für Krach sorgen, nimmt das Polizeipräsidium Offenburg in der kommenden Saison regelmäßig ins Visier. Am heutigen Freitag wurde dazu eine Lärm- und Geschwindigkeitskontrolle an der L83 durchgeführt. Leiter der Verkehrspolizeiinspektion des Polizeipräsidiums Offenburg ist Polizeidirektor Peter Westermann. „Allein in der letzten Motorradsaison hatten wir über 500 Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer wegen Geschwindigkeitsverstößen angezeigt und rund 120 technisch veränderte Motorräder aus dem Verkehr gezogen. Klar ist, die Polizei ist präsent und wird auch dieses Jahr wieder genau hinschauen.“

Katrin Buhrke ist gespannt, wie sich die Aktion auswirkt: „Die Gemeinde Forbach ist durch den Motorradverkehr insgesamt stark belastet, durch die Schwarzwald-Topographie mit den entsprechenden Schallreflektionen sind auch Gebiete vom Lärm betroffen, die nicht unmittelbar an den Straßen liegen.“ Mit der Teilnahme an der ADAC Kampagne möchte sie einen weiteren Kanal auf Augenhöhe nutzen, um auf einen Ausgleich zwischen den Interessen der Motorradfahrer und der Lärmbetroffenen hinzuwirken. Zusätzlich kommen in Forbach Geschwindigkeits-Displays zum Einsatz, aber auch bauliche Veränderungen wurden bereits angestrengt, um bestimmte Bereiche zu entschärfen.

Einerseits ist ein Motorrad nicht zuletzt so laut oder leise wie es der Fahrer steuert. Der ADAC appelliert an die Motorradfahrenden, möglichst vernünftig, leise und umweltverträglich zu fahren. Vor allem ein starkes und damit lärmintensives Beschleunigen direkt nach einer Ortschaft ist im Sinne aller Anwohner zu vermeiden. Die Motorradhersteller sind ebenfalls gefragt: Sie fordert der ADAC dazu auf, für bereits verkaufte Motorräder die Bereitstellung von Nachrüstungsmöglichkeiten oder Updates anzubieten, die das Geräuschniveau senken. Verbesserte Vorgaben zur Typprüfung von Motorrädern und Anbauteilen im Rahmen der UN-Regelung 41 könnten zukünftig helfen, die Geräuschemission von Krafträdern in allen Betriebszuständen besser zu kontrollieren.

Hintergrundinformationen zum Thema Motorradlärm hat der ADAC auf seiner Internetseite adac.de/bitteleise zusammengestellt. Gemeinden aus Baden-Württemberg, die sich ebenfalls für ein „Bitte leise“-Schild interessieren, finden dort den passenden Ansprechpartner.

Bilder (2)

Bild 1 2 Bilder

Bild herunterladen