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Nordbaden | 18.11.2025

Fehlende LKW-Stellplätze an deutschen Rastanlagen bleiben hohes Sicherheitsrisiko

ADAC überprüft 100 deutsche Rastanlagen | An 48 von 100 Rastanlagen parkten Lkw in Gefahrenkategorie „Rot“ | Fünf Anlagen in Nordbaden untersucht

Karlsruhe. Dass fehlende Lkw-Stellplätze und falsch parkende Lkw an den deutschen Autobahnen ein Problem und Sicherheitsrisiko sind, ist nicht neu. Bereits im Jahr 2022 hat der ADAC die Parksituation in einer eigenen Erhebung untersucht. Eine Folgeuntersuchung zeigt jetzt die traurige und zugleich gefährliche Realität: In den letzten drei Jahren hat sich an der Situation entlang deutscher Autobahnen kaum etwas verändert. Insgesamt 100 Rastanlagen und unbewirtschaftete Rastplätze wurden im Bundesgebiet überprüft, darunter zwölf Anlagen in Baden-Württemberg und fünf davon in Nordbaden an der A5, A6 und A8.

Das bundesweite Ergebnis:
An fast jeder zweiten Rastanlage (48 von 100) parkten Lastwagen im Ein- oder Ausfahrtsbereich oder sogar auf dem Seitenstreifen der Autobahn. In der Untersuchung stellten diese Verstöße die Gefahrenkategorie „Rot“ dar. Auf 85 der 100 Anlagen standen Lkw im absoluten Halteverbot oder auf nicht für sie zugelassenen Flächen beispielsweise auf Pkw-Parkplätzen (Kategorie „Orange“). Das Parken außerhalb markierter Flächen, etwa in den Fahrgassen zwischen Parkplätzen, war nahezu die Regel (Kategorie „Gelb“). Nur an einer einzigen Anlage von 100 überprüften Plätzen – der Raststätte Plater Berge West an der A14 in Mecklenburg-Vorpommern – gab es keine falsch geparkten Lastwagen.

Das Ergebnis in Baden-Württemberg:
Die Parksituation wurde an insgesamt zwölf Anlagen im Bundesland entlang der Autobahnen A5, A6, A7 und A8 untersucht. An immerhin sieben der zwölf Rastanlagen stellten die Tester keine Falschparker der Kategorie „Rot“ also beispielsweise in Ein- und Ausfahrten oder dem Seitenstreifen der Autobahn, fest (A5: Bad Bellingen, Fliegwiese West – A6: Kochertalbrücke Süd – A7: Ellwanger Berge West, Langenau (Nerenstetten) – A8: Fuchsberg West, Kämpfelbach Süd). Falsch parkende Lastwagen in der Kategorie „Orange“ gab es dagegen auf neun von zwölf Plätzen (keine Falschparker der Kategorie „Orange“ an der A5 auf der Raststätte Bad Bellingen, der unbewirtschafteten Rastanlage Fliegwiese West und an der A8 an der unbewirtschafteten Rastanlage Fuchsberg West). An allen untersuchten Anlagen parkten Lastwagen in den Fahrgassen zwischen Lkw-Parkplätzen, in der ADAC Untersuchung mit der Kategorie „Gelb“ versehen.

Das Ergebnis in Nordbaden:
In Nordbaden untersuchten die Tester die Situation entlang an den Raststätten Bruchsal West (A5), Hockenheimring West (A6) und an den unbewirtschafteten Rastanlagen Fliegwiese West (A5), Kämpfelbach Süd (A8) und Steinig (A8). Auf dem unbewirtschafteten Rastplatz an der A5 Fliegwiese West stellten die Tester in drei Beobachtungszeitpunkten (siehe Methodik auf S.3) im Schnitt fünf Lkw fest, die außerhalb markierter Parkplätze parkten (Kategorie „Gelb“). Parkverstöße der Kategorien „Orange“ oder „Rot“ gab es nicht. Auf der Rastanlage Bruchsal West an der A5 standen im Durchschnitt der drei Messzeitpunkte 25 Fahrzeuge außerhalb markierter Parkflächen also beispielsweise Fahrgassen, zehn Fahrzeuge im Halteverbot oder im für Lkw nicht zugelassenen Bereich, drei standen hochgefährlich im Ein- und Ausfahrtsbereich der Rastanlage. Ein ähnliches Bild fanden die Tester auf der Rastanlage Hockenheimring West an der A6 mit 29 falsch abgestellten Lkw und 14 Fahrzeugen in nicht zugelassenen Bereichen. Im Ein- und Ausfahrtsbereich oder auf dem Seitenstreifen der Autobahn stand ein Lkw. Auf dem unbewirtschafteten Rastplatz Kämpfelbach Süd an der A8 drängten sich 18 falsch abgestellte Lkw in nicht gekennzeichneten Flächen, zwölf Lastwagen auf PKW-Stellplätzen und im Halteverbot. Einen Parkverstoß der Kategorie „Rot“ gab es nicht. Ebenfalls an der A8 auf der unbewirtschafteten Rastanlage Steinig parkten acht Lastwagen in Fahrgassen, elf Lkw im Halteverbot oder auf Pkw-Parkplätzen und zwei Lastwagen im „roten“ Bereich in der Ein- oder Ausfahrt.

Dennis Plischke, Teamleiter Verkehr und Technik des ADAC Nordbaden e.V., kritisiert die Versäumnisse der vergangenen Jahre und wirbt für gegenseitige Rücksichtnahme: „In den letzten Jahren wurden zwar neue Lkw-Parkplätze an Rastanlagen und Autohöfen entlang der Autobahnen gebaut, allerdings fehlen bundesweit nach wie vor rund 20.000 Lkw-Stellplätze. Dieses Problem fällt vor allem in den Abend- und Nachtstunden auf, wenn viele Lastwagenfahrerinnen und -fahrer ihre gesetzlichen Ruhezeiten einhalten müssen.“ Nach Angaben des ADAC waren bei der aktuellen Erhebung die überprüften Parkplätze bereits gegen 22 Uhr voll. Sicher ist laut Mobilitätsclub dabei auch, dass sich die Problematik in den kommenden Jahren keinesfalls von selbst löst. Denn: Auch die Prognosen des Bundesverkehrsministeriums gehen zukünftig von einem steigenden Lkw-Verkehrsaufkommen aus. „Es besteht ein dringender Handlungsbedarf, die Kapazitäten für Lkw-Parken entlang der deutschen Autobahnen auszubauen. Alle Verkehrsteilnehmer haben ein Interesse daran, dass Lkw-Fahrer die vorgeschriebenen Pausen einhalten können. Mit der derzeitigen Parksituation an den Autobahnen wird ihnen das aber oft schier unmöglich gemacht. Klar ist aber gleichzeitig auch, dass sich jeder Verkehrsteilnehmer, auch Lkw-Fahrerinnen und -fahrer, zu jeder Zeit an die festgeschriebenen Parkregeln halten müssen“, so der ADAC Verkehrsexperte.

Wie könnte eine Lösung aussehen?
Laut Dennis Plischke vom ADAC Nordbaden e.V. würde eine kurzfristig umsetzbare Erleichterung in digitalen Parksystemen liegen. So könnten ohne zusätzlichen Flächenbedarf mehr Lkw-Parkflächen auf bestehenden Anlagen entstehen. Ein Beispiel dafür ist das „Kolonnenparken“, bei dem Lkw nach ihrer geplanten Abfahrtszeit in Kolonnen geleitet werden und dadurch deutlich dichter und hintereinander geparkt werden können. Aber auch Parkleit- und Informationssysteme sollten parallel ausgebaut werden, damit Lkw-Fahrer frühzeitig freie Lkw-Parkplätze ansteuern und bestenfalls buchen können. Gefördert werden sollten laut Mobilitätsclub zudem die Bereitstellung von Lkw-Stellplätzen für die Nacht beispielsweise durch Unternehmen wie Speditionen in Autobahnnähe. „Daneben ist es wichtig, dass die Polizei insbesondere schwerwiegende Parkverstöße also beispielsweise in den Ein- und Ausfahrten von Rastanlagen oder auf dem Seitenstreifen der Autobahn konsequent kontrolliert und ahndet. Falsch abgestellte und dann oft auch unzureichend beleuchtete Fahrzeuge auf der Autobahn stellen ein sehr großes Sicherheitsrisiko für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer dar“, so Plischke. Mehr Informationen zur ADAC Erhebung und die Einzelergebnisse aller Rastplätze sind auf www.adac.de/lkw-parken nachzulesen.

Methodik der Untersuchung:
Alle überprüften 100 Objekte liegen an den Hauptschwerlastverkehrsrouten A1 bis A9 sowie der A14, A45 und A61. Nicht berücksichtigt wurden Objekte mit weniger als zehn Stellplätzen, solche ohne WC sowie Rastanlagen, die zum Erhebungszeitpunkt umgebaut wurden. Pro Standort gab es drei Zählungen an den stark frequentierten Wochentagen Dienstag oder Mittwoch: am 5. und 6. August 2025, jeweils um 22 Uhr, 23 Uhr und 0 Uhr. Die Parkverstöße wurden je nach Gefährdung der Verkehrsteilnehmenden in drei Kategorien farblich gekennzeichnet.

Die Ergebnisse in Nordbaden im Überblick:
Die Tabelle zeigt die Anzahl der falsch geparkten Lkw im Durchschnitt über alle 3 Messzeitpunkte (gerundet).

Bruchsal West (A5)
 20222025
Gelb1125
Orange2910
Rot23
Fliegwiese West (A5)
 20222025
Gelb45
Orange00
Rot00
Hockenheimring West (A6)
 20222025
Gelb1329
Orange2314
Rot01
Kämpfelbach Süd (A8)
 20222025
Gelb1518
Orange1412
Rot00
Steinig (A8)
 2022*2025
Gelb-8
Orange-11
Rot-2

 *Steinig (A8) wurde 2022 nicht untersucht, daher keine Werte.

 

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