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Nordbaden | 04.11.2021

ADAC Preisvergleich zum öffentlichen Nahverkehr: Karlsruhe und Mannheim schneiden gut ab

Tickets meist günstiger als der Durchschnitt | ADAC Nordbaden begrüßt angekündigte Flex-Tarife für geänderte Arbeitsmodelle

Karlsruhe/Mannheim. In Karlsruhe und Mannheim ist die Fahrt im öffentlichen Nahverkehr vergleichsweise günstig. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des ADAC, die die Ticketpreise in 21 Großstädten über 300.000 Einwohner auswertete. Anhand des ADAC Preisvergleichs wird deutlich, dass die Preise einzelner Tickets je nach Stadt doppelt so teuer sind, obwohl überwiegend gleichwertige Leistungen enthalten sind. Etwa bei den Monatstickets für Erwachsene: Hamburg verlangt dafür 112,80 Euro, München 57 Euro. Die Tarife in Karlsruhe und Mannheim waren meist billiger als der Durchschnittspreis.

Viele Tickets günstiger als im Durchschnitt
Die Preise für Einzelfahrkarten für Erwachsene liegen in Karlsruhe mit 2,80 Euro und in Mannheim mit 2,70 Euro unter dem Vergleichsdurchschnitt von 2,88 Euro. Dagegen ist eine Einzelfahrkarte für Kinder in Mannheim mit 1,90 Euro unter allen betrachteten Städten am teuersten. Karlsruhe liegt bei diesem Tarif mit 1,60 Euro im Mittelfeld.

Unter dem Durchschnittspreis von 7,30 Euro liegen beide Städte obendrein bei den Tageskarten. Während 7 Euro in Mannheim für einen guten sechsten Platz im Vergleich reicht, belegt Karlsruhe mit 5,60 Euro den dritten Platz. Günstiger sind Tageskarten nur in Frankfurt und Stuttgart.

Auch bei den Monatskarten schneiden die zwei Städte im ADAC Preisvergleich besser als der Durschnitt ab. Karlsruhe liegt mit 68 Euro auf Platz vier, Mannheim mit 76,80 Euro auf Platz acht. Eine Wochenkarte gibt es in Mannheim für 25,50 Euro, damit liegt die Quadratestadt unter dem Durchschnitt von 27,15 Euro. Jedoch ist Mannheim im Vergleich die einzige Stadt, in der das Wochenticket generell montags startet und damit nicht flexibel angetreten werden kann. Karlsruhe ist neben Hannover die einzige Stadt im Vergleich, in der es keine Wochenkarte für den ÖPNV gibt. Bisher gab es stattdessen die 4er-Karte des Karlsruher Verkehrsverbundes, diese wurde jedoch zum 1. August abgeschafft. „Dabei wäre gerade für gelegentliche Nutzer und Fahrgäste, die durch flexible Arbeitsmodelle nur noch zwei bis dreimal pro Woche ins Büro fahren, ein solches Angebot ein wichtiger Anreiz für den Umstieg auf den ÖPNV“, erklärt Karin Birthelmer, die stellvertretende Vorsitzende und Verkehrsreferentin des ADAC Nordbaden.

Keine Kurzstreckentickets, dafür eTarif in Mannheim
Weder Karlsruhe noch Mannheim bieten Kurzstreckentickets an, damit fallen beide im Städtevergleich aus dem Muster. Lediglich Dresden tut es den beiden Städten gleich. Allerdings bietet Mannheim mit seinem eTarif eine sehr flexible Alternative. Per App wird der Fahrpreis kilometergenau nach Luftlinie abgerechnet, für einen Grundpreis von 1,30 Euro und zusätzlichen 20 Cent pro Kilometer. Ein ähnliches Angebot in Karlsruhe, das „Ticket2go“, wurde inzwischen wieder eingestellt.

Fahrradmitnahme wird unterschiedlich gehandhabt
Wer sein Fahrrad im ÖPNV mittransportieren möchte, bezahlt in Mannheim 1,90 Euro und kommt damit im Vergleich zu den anderen Städten sehr gut weg. In Karlsruhe ist lediglich morgens zwischen 6 Uhr und 9 Uhr ein Ticket fällig, das mit 2,80 Euro jedoch deutlich über dem ADAC Testdurchschnitt von 2,28 Euro liegt. Dafür kann das Rad am restlichen Tag kostenlos transportiert werden. In Frankfurt, Hamburg oder Hannover ist die Fahrradmitnahme ganztägig kostenlos.

In Karlsruhe überdurchschnittlicher Preisanstieg im Vergleich zu 2019
Gegenüber dem letzten ADAC Preisvergleich zu den ÖPNV-Ticketpreisen im Jahr 2019 sind die Preise je nach Ticketart den 21 betrachteten Städten insgesamt nur moderat zwischen 1,33 und 5,11 Prozent gestiegen. In Karlsruhe liegen die Preissteigerungen im Vergleich zu 2019 allerdings meist über dem festgestellten Durchschnitt. Die größte Preissteigerung gab es in der Fächerstadt mit 7,69 Prozent (Durchschnitt 5,11 Prozent) bei den Einzelfahrkarten für Erwachsene, das Monatsticket wurde um 6,25 Prozent teurer (Durchschnitt 4,0 Prozent). Dagegen wurde die Tageskarte gegenüber 2019 um 15,15 Prozent günstiger – der beste Wert bei diesem Tarif im ADAC Test. Die Preissteigerungen in Mannheim sind nicht aussagekräftig, da die Stadt beim letzten Preisvergleich 2019 dank finanzieller Förderungen vom Bund im Rahmen des „Modellstadt-Projekts“ ihre Preise temporär gesenkt hatte.

Chance für die Zukunft
Die Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr in Deutschland sind durch die Corona-Pandemie teilweise massiv zurückgegangen. „Um den ÖPNV gegenüber dem Auto attraktiver zu machen, müssen sich die Verkehrsunternehmen auf veränderte Arbeitsmodelle einstellen. Um die Kunden zurückzugewinnen, die in der Pandemie verloren wurden, sind innovative Konzepte, verbraucherfreundliche und flexible Tarife nötig. Unter diesem Aspekt und den angekündigten Preissteigerungen halten wir die Anhebung der Verkehrsmittel unabhängigen Entfernungspauschale für geboten“, betont Birthelmer. In Mannheim geht der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) ab dem Jahreswechsel neue Wege mit dem gerade bekanntgegebenen „Monatsticket Flex“, in Karlsruhe ist laut Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) ist ein neuartiger Tarif in Planung, bei dem der persönliche Mobilitätsradius festgelegt werden kann. „Wir sind gespannt, wie die künftigen Flex-Tarife hier in der Region im Detail aussehen und bei den Kundinnen und Kunden ankommen werden.“

Alle Informationen und Details zum ADAC Preisvergleich können unter adac.de nachgelesen werden.

Download: Einzelergebnis Karlsruhe

Download: Einzelergebnis Mannheim

Methodik
Überprüft wurden die Tarifsysteme von 21 deutschen Städten mit mehr als 300.000 Einwohnern, in denen sowohl Busse fahren als auch ein Schienenverkehrsnetz besteht. Für den Preisvergleich recherchierten die Experten auf den Webseiten der Anbieter. Sie sondierten Preise und forschten nach, welche Konditionen jeweils für die Tarife Kurzstrecke, Einzelfahrkarte, Tages-, Wochen- und Monatskarte für Erwachsene, Einzelfahrkarten für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren sowie Tickets zur Mitnahme von Fahrrädern gelten. Tiefergehende Regelwerke wie etwa die jeweiligen Tarifbestimmungen der Verbünde waren nicht Teil des Preisvergleichs. Durchgeführt und ausgewertet wurde er im Auftrag des ADAC vom Institut Knapp Quality Solutions, das auf Inkognito-Tests im Bereich Verbraucherschutz und Servicequalität spezialisiert ist. Geprüft wurde zwischen dem 25. Juni und 9. Juli 2021. Die Preiserhöhung des KVV in Karlsruhe zum 1. August wurde berücksichtigt, die kommende Preiserhöhung der VRN nicht. Ebenfalls keine Berücksichtigung fanden subventionierte Fahrkarten oder Abo-Angebote.

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