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Niedersachsen/ Sachsen-Anhalt | 29.05.2024

Veloroute 4 in Braunschweig

ADAC: Weitere Planungsvarianten prüfen, um Ausweichverkehre zu verringern

Copyright: Adobestock efesenko

Bürger und Akteure besser beteiligen
Die Veloroute 4 vom Schöppenstedter Turm bis zum Schlossplatz in Braunschweig ist ein Pilotprojekt für die Schaffung attraktiver und sicherer Radverkehrsverbindungen in Braunschweig. Der ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt begrüßt das Projekt und die Planungen, den Radverkehr sicherer und komfortabler zu gestalten. Allerdings sieht der Mobilitätsclub Nachbesserungsbedarf bei der Beteiligung aller Akteure und der Bevölkerung sowie bei der Detailplanung, insbesondere was Ausweich- und Parksuchverkehre angeht.

Abschnitte unterschiedlich zu bewerten
Der erste Abschnitt der geplanten Route zwischen Museumsstraße und Parkstraße/Adolfstraße ist aus Sicht des ADAC positiv zu bewerten. Da hier der Anteil von parkenden Anwohnenden nur einen geringen Anteil ausmacht, ist der Wegfall von 36 Parkplätzen durchaus akzeptabel. Die Stadt sollte allerdings prüfen, ob Anwohnerinnen und Anwohner das Parkhaus in unmittelbarer Nähe (Schloss-Arkaden) sozialverträglich und kostengünstig als Quartiersgarage nutzen könnten.

Die Planung für den Abschnitt zwischen der Parkstraße und der Abzweigung Kastanienallee kritisiert der ADAC dagegen deutlich, da der Wegfall sämtlicher Kfz-Stellplätze in diesem Abschnitt für Anwohnende und Gewerbetreibende eine erhebliche Belastung darstellen würde. Die angrenzenden Wohnstraßen bieten nicht genug alternative Parkplätze, so dass sich der Parkdruck verschärfen und der Parksuchverkehr zunehmen würde, bemängeln die ADAC Experten. Ein weiteres Problem sehen sie bei Lieferverkehren und Pkw, die zum Be- und Entladen nach aktuellen Planungen auf der Straße halten müssten, was nicht nur beim Busverkehr auf der Helmstedter Straße zu Behinderungen führen würde. Der ADAC empfiehlt hier eine Mischverkehrsführung für Fahrrad und Pkw bei Tempo 30 sowie die Einrichtung einer Fahrradstraße in diesem Bereich. Diese Variante wäre deutlich kostengünstiger, zudem könnte der Baumbestand auf der Südseite erhalten bleiben. Auch Parkstände könnten zum Teil bestehen bleiben.

Mit kommunalem Arbeitskreise Beteiligungsverfahren für künftige Projekte anpassen
Grundsätzlich ist die Verkehrsplanung ein langjähriger Prozess und es gilt, das richtige und pragmatische Maß an Beteiligungsverfahren und einer schnellen Umsetzung zu finden. Da das Veloroutenkonzept aber Auswirkungen auf alle Verkehrsteilnehmenden hat, sollten auch verschiedene Mobilitätsverbände eingebunden werden und nicht ausschließlich die Verbände, die sich explizit der Förderung des Radverkehrs befassen. Als mitgliederstärkster Verband steht der ADAC für einen zukunftsfähigen Mobilitätsmix, der sich am individuellen Bedürfnis der Verkehrsteilnehmenden orientiert. Neben jahrzehntelanger Erfahrung in der kommunalen Gremienarbeit steht der Club für verbandsübergreifend pragmatische Lösungsansätze und schlägt einen kommunalen Arbeitskreis zum Thema Mobilität in Braunschweig unter Einbindung aller Mobilitätsverbände vor.

Fahrradstraßen als rechtssichere Routen gestalten – für Parksuchverkehr eignen sie sich nicht
Eine der Straßen, die den zukünftigen Parkdruck abpuffern soll, ist die Parkstraße. Gleichzeitig ist sie als Fahrradstraße ausgelegt, was ein Widerspruch in sich ist, da der Kfz-Verkehr hier nur geduldet und als Einbahnstraße zugelassen ist. Ein künftig höheres Kfz- und Lkw-Aufkommen würde ein großes Sicherheitsrisiko darstellen. Zudem wäre eine unbeschränkte Freigabe einer Fahrradstraße gesetzlich nur schwer umzusetzen. Schon jetzt weist die Parkstraße nicht den typischen Charakter einer Fahrradstraße auf. Mit den geplanten Änderungen ist zu befürchten, dass gerichtlich Nachbesserungen angeordnet werden könnten, um die Fahrradstraße zeitgemäß zu gestalten. Einen vergleichbaren Fall hat es kürzlich in Hannover gegeben. Ähnlich verhält es sich in der Adolfstraße, ebenfalls eine Fahrradstraße, wo querparkende Fahrzeuge ein hohes Konfliktpotenzial mit dem Radverkehr vermuten lassen.
Das Fazit der ADAC Experten: Fahrradstraßen eignen sich nicht dazu, den Parkdruck zu entschärfen und Parksuchverkehre aufzunehmen.

ADAC Empfehlung
Die Veloroute 4 stellt ein wichtiges Pilotprojekt dar, an dem sich die Vorgänge zukünftiger Velorouten in Braunschweig orientieren werden. Sowohl bei der Beteiligung zur Planung als auch bei der Detailplanung sieht der ADAC Nachbesserungsbedarf. Die Stadt sollte Planungsvarianten erarbeiten und prüfen lassen. Im Interesse von Stadtpolitik und -verwaltung sollten Kompromisse zwischen allen betroffenen Akteuren gefunden werden. Eine Verkehrswende kann nur gelingen, wenn möglichst viele Menschen hinter ihr stehen. Die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie Akteuren schafft Akzeptanz.


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