ADAC-Test Fernbus-Bahnhöfe: Hannover Top und Göttingen Flop
Seit mittlerweile drei Jahren ist der Fernbusmarkt offen und hat einen rasanten Aufschwung hinter sich: 23 Millionen Fahrgäste und 330 Verbindungen im Jahr 2015 sprechen für sich. Die Fahrt mit dem Fernbus ist zum Renner geworden. Doch was kommt vor der Busfahrt? Die Infrastruktur drumherum erreicht längst noch nicht überall Spitzenwerte – das ist das Ergebnis eines aktuellen ADAC-Tests der zehn wichtigsten Fernbus-Bahnhöfe in Deutschland mit entsprechend hohen Fahrgastzahlen.
Die Note „sehr gut“ wurde dabei gar nicht vergeben, „sehr mangelhaft“ dafür gleich zweimal, u. a. für den Testverlierer Göttingen. Doch auch das andere Ende der Skala ist in Niedersachsen verortet. Der Zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) in Hannover konnte vor allem mit umfangreichen und aktuellen elektronischen Fahrgastinformationen punkten und wurde mit „gut“ bewertet, als Dritter hinter Stuttgart und Hamburg.
Hannover hebt sich damit positiv ab. Die Information der Fahrgäste im Wartebereich und an den Bussteigen ließ bei den meisten anderen Testkandidaten zu wünschen übrig, die Kategorie schnitt im Test am schlechtesten ab. Der ZOB glänzt außerdem mit einem zentralen Ticket-und Infoschalter für mehrere Anbieter, einer Videoüberwachung sowie einer eigenen, mehrsprachigen Internetseite mit aktuellen Informationen. Die Bussteige in Hannover sind verkehrssicher, wenn auch nicht ganz trockenen Fußes zu erreichen und auch das taktile Leitsystem für Sehbehinderte ist vorhanden. Abgerundet wurde das gute Ergebnis durch ausreichend Parkplätze, Bikesharing und Autovermietung. Zu bemängeln hatten die Tester die für Rollstuhlfahrer zu schmalen Bussteige; auch Behinderten-Parkplätze sind nicht vorhanden. Außerdem sind die ÖPNV-Pläne nicht zentral ausgehängt.
Die wiederum gibt es am Göttinger Fernbus-Bahnhof – eins der wenigen positiven Merkmale des Testverlierers. Zwar gibt es hier ebenfalls genug Parkplätze, abschließbare Fahrradabstellplätze, Car- und Bikesharing sowie Autovermietung, ansonsten mangelt es in Göttingen an fast allem. An einem Bordstein situiert und nicht beschildert, ist der Bussteig weder wettergeschützt noch verkehrssicher. Elektronische Anzeigen, eine Internetseite und einen zentralen Ticket-Schalter gibt es gar nicht, Schließfächer, Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten auch nicht. Zu schmale Bussteige und das fehlende taktile Leitsystem beeinträchtigen die Barrierefreiheit und eine Videoüberwachung sucht man vergebens. Nur ganz knapp übertroffen wird das schlechte Göttinger Ergebnis im Übrigen vom vorletz-ten Testkandidaten Bremen.
Das ADAC-Fazit: Den idealen Fernbus-Bahnhof mit guter Anbindung, aktuellen Informationen, Serviceeinrichtungen und Barrierefreiheit gibt es zwar noch nicht, einige Betreiber sind jedoch auf einem guten Weg. Die großen Qualitätsunter-schiede sind für die Verbraucher ärgerlich, gewisse Standards sollten Vorausset-zung sein – vor allem wenn sich der Fernbusmarkt auch über die Grenzen hinaus behaupten will.
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