Mobilität in Niedersachsen: Verkehrssicherheit bleibt Schwachstelle
ADAC Mobilitätsindex 2025 zeigt Fortschritte bei Klima und Umwelt sowie Rückschritte bei Sicherheit und Zuverlässigkeit
Der aktuelle ADAC Mobilitätsindex 2025 weist für Niedersachsen einen Wert von 109 Punkten auf. Das Bundesland liegt damit leicht unter dem Bundesdurchschnitt (111 Punkte). Die erhobenen Daten geben einen umfassenden Blick auf das Jahr 2023. Im Vergleich zum Vorjahr 2022 hat sich der niedersächsische Index nicht verändert. Während die Dimension Klima und Umwelt leicht zulegte, verschlechterten sich Zuverlässigkeit und Verkehrssicherheit spürbar.
„Das Ergebnis zeigt deutlich: Niedersachsen tritt in Sachen nachhaltige Mobilität auf der Stelle“, sagt Michael Weber, Sprecher des geschäftsführenden Vorstands im ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. „Zwar sehen wir technische Fortschritte und ein wachsendes Bewusstsein für Klimaschutz, doch beim Thema Verkehrssicherheit und beim Ausbau verlässlicher Alternativen zum Auto müssen Politik und Kommunen deutlich mehr Tempo machen. Nachhaltigkeit darf kein Lippenbekenntnis bleiben – sie muss im Alltag der Menschen spürbar werden.“
Hohe Autoabhängigkeit im Flächenland
Niedersachsen ist groß, ländlich geprägt und stark vom Pkw abhängig. Mit 607 Autos je 1.000 Einwohner liegt das Land bundesweit auf Rang sechs. Gerade außerhalb der Ballungsräume Hannover, Braunschweig und Wolfsburg gibt es oft keine echte Alternative zum eigenen Auto. Die Fahrleistung der Pkw ist entsprechend hoch. Das macht sich auch in der Verkehrssicherheitsbilanz bemerkbar: Die Zahl der Verkehrstoten pro Einwohner war 2023 bundesweit nur in Sachsen-Anhalt höher. Besonders auf Landstraßen kommt es überdurchschnittlich häufig zu schweren Unfällen.
„Um die Zahl schwerer Unfälle zu senken, brauchen wir gezielte Infrastrukturmaßnahmen im ländlichen Raum“, fordert Weber.
Zuverlässigkeit sinkt, Umwelt verbessert sich leicht
In Niedersachsen hat die Zuverlässigkeit der Mobilität spürbar nachgelassen. Mehr Verkehr und zahlreiche zusätzliche Baustellen führten zu längeren Reisezeiten und erschwerten insbesondere für Pendlerinnen und Pendler den Alltag. Auch die Erreichbarkeit des Schienenfernverkehrs bleibt eine Schwachstelle: Außerhalb der Ballungsräume müssen die Menschen im Schnitt 28 Minuten bis zum nächsten Fernverkehrsbahnhof zurücklegen.
Positiv entwickelte sich dagegen die Dimension Klima und Umwelt: Dank verbesserter Abgasreinigung, sinkender Stickstoffdioxidwerte und einer wachsenden Zahl von Elektrofahrzeugen hat sich Niedersachsen hier leicht verbessert. Energieverbrauch und CO2-Ausstoß liegen jedoch weiterhin auf Bundesniveau.
Die Elektromobilität kommt voran: Auf 1.000 Einwohner entfallen 22 E-Autos, der Anteil steigt stetig. Nachholbedarf besteht allerdings beim Ausbau der Ladeinfrastruktur, vor allem in ländlichen Regionen.
Verfügbarkeit: Carsharing und ÖPNV im Aufwind
Erfreulich ist die Entwicklung in der Dimension Verfügbarkeit von Car-Sharing angeboten. Der Ausbau von Carsharing-Angeboten erfuhr eine leichte Verbesserung. Auch der öffentliche Personennahverkehr hat sich nach der Pandemie erholt. Trotzdem bleibt die Erreichbarkeit von Mobilitätsangeboten auf dem Land eine Herausforderung.
„Gerade im ländlichen Raum müssen neue Konzepte wie Rufbusse, Sharing-Angebote oder vernetzte Verkehrsdienste stärker gefördert werden“, so Weber. „Nur wenn Mobilität bezahlbar, zuverlässig und klimafreundlich bleibt, kann sie auch sozial gerecht sein.“
Der ADAC Mobilitätsindex
Der Mobilitätsindex bildet die Dimensionen Verkehrssicherheit, Umwelt und Klima, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit sowie Bezahlbarkeit ab. Da sich die Entwicklung regional teilweise erheblich unterscheidet, wurden zusätzlich zu den Bundeswerten Indizes für die 16 Bundesländer gebildet und in Steckbriefen dargestellt.
Ein Großteil der Daten wird aus öffentlich zugänglichen Statistiken gewonnen. Quellen sind unter anderem das Statistische Bundesamt, das Kraftfahrt-Bundesamt und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.
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