Transformation in der Transportlogistik: Theorie trifft auf Praxis!
Am 11. Juli findet das 18. TruckSymposium von ADAC Mittelrhein und TÜV Rheinland im Rahmen des Internationalen ADAC Truck-Grand-Prix am Nürburgring statt.

Rund 120 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Verbänden, Behörden, Politik und Medien treffen sich am Freitag, 11. Juli zum 18. TruckSymposium, um aktuelle Herausforderungen im Straßengüterverkehr zu diskutieren und praxisnahe Lösungsansätze für einen klimafreundlicheren Transportsektor zu entwickeln. Im Fokus stehen u. a. nachhaltige Antriebstechnologien, das Energieeffizienzgesetz und seine Auswirkungen auf Unternehmen, sowie sichere Lkw-Parkplätze mit komfortabler Infrastruktur für Fahrerinnen und Fahrer. Das TruckSymposium beginnt um 10 Uhr im Bitburger Event-Center.
Kim Onneken, Principal Consultant bei der TÜV Rheinland Consulting GmbH, referiert über die „Umsetzung des Energieeffizienzgesetzes in der Transportbranche“. Der zertifizierte Energiemanager unterstützt Unternehmen bei der digitalen Transformation im Bereich der Energieeffizienz und in der Umsetzung der durch die Regulatorik geforderten Maßnahmen, wie z. B. eines Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001 (Energiemanagementsysteme). Das EnEfG (Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz in Deutschland) verpflichtet seit 2023 auch kleinere und mittlere Unternehmen, ihren Gesamtenergieverbrauch zu ermitteln und je nach Verbrauchsstufe entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Bei Nichtberücksichtigung des EnEfG drohen Bußgelder von bis zu 100.000 Euro (EnEfG § 19).
Mehr Sicherheit und Komfort auf Lkw-Parkplätzen
Gerhard Hauptstein, Geschäftsführer der XXLKW Secure Parking Elbebrücke GmbH, spricht über das Thema „Lkw-Sicherheits-Parkplatz/Truck Parking“.In Deutschland fehlen rund 40.000 Lkw-Parkplätze. Die Folge: riskantes Parken und Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten. Schlechte sanitäre Bedingungen auf den Parkflächen sind ein weiterer Kritikpunkt, der den Fahrerberuf wenig attraktiv macht.
Ein Beispiel für eine moderne Lösung bietet eine Anlage an der A9: XXLKW Secure Parking Elbebrücke zeigt in Kooperation mit KRAVAG Truck Parking und gefördert vom Bundesamt Logistik und Mobilität (BALM) auf, wie es stattdessen sein sollte. Die dortigen Parkplätze werden rund um die Uhr durch Video und Security vor Ort überwacht. Eine moderne Trucker-Lounge mit sauberen sanitären Einrichtungen und Selbstversorgungsmöglichkeiten gewährt den Fahrern Komfort. Der Parkplatz verfügt über kostenloses WLAN. Es gibt zudem eine Ladeinfrastruktur für E-Lkw und die Stellplätze lassen sich flexibel per KRAVAG Truck Parking vorab reservieren. Das Parkareal entspricht auch den europaweiten Standards „Safe and Secure Truck Park Area“ (SSTPA) und „TAPA Parking Security Requirements” (PSR).
Alternative Kraftstoffe: HVO100 auf dem Vormarsch
Horst Kottmeyer, geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens Kottmeyer GmbH & Co. KG, berichtet über Praxiserfahrungen mit HVO100 (100 % Hydrotreated Vegetable Oil). Dieser Biokraftstoff reduziert die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu Diesel um bis zu 90 %. Im Praxiseinsatz innerhalb der Spedition konnte man keine signifikanten Unterschiede bei Kraftstoff- und AdBlue-Verbrauch feststellen. Gleiches gilt für den Motorölbedarf. Eine Verkokung des Motors ließ sich bislang ebenfalls nicht erkennen.
Der Einsatz von HVO100 ermöglicht zudem nachvollziehbare CO2-Footprint-Nachweise bei Transport und Lieferung (SCOPE III, CSRD), die von immer mehr Kunden im Transportgewerbe eingefordert werden. Als Nachteil erweist sich noch die geringe Anzahl von öffentlichen HVO100-Tankstellen, so dass man derzeit weitgehend auf Eigenversorgung setzt. Zudem ist dieser Biokraftstoff leicht teurer als herkömmlicher Diesel. Im Durchschnitt liegt er 10,3 Cent je Liter über dem Dieselpreis. Diese Differenz variiert jedoch je nach Tankstelle deutlich.
Johannes Metzger, CEO der Metzger Spedition GmbH und Metzger Logistik GmbH, setzt bereits seit 2022 konsequent auf batterieelektrische Lkw, darunter MAN eTGM und Volvo FH Electric Aero. 2024 folgte zudem die Fertigstellung von drei öffentlichen Schnellladesäulen am Hauptsitz in Kupferzell. Die E-Lkw werden direkt an den Verladerampen geladen. Unterstützt wird die Ladeeinrichtung zukünftig durch eine eigene Photovoltaikanlage, die ihren Strom direkt in die Ladesäulen einspeisen soll. Auch HVO 100 steht an firmeneigenen Zapfsäulen zur Verfügung.
Alexander Kay Steinberg, Geschäftsführer der Edgar Graß Speditions-GmbH & Co. KG, berichtet über den Umstieg seines Unternehmens auf fossiles LNG (Liquefied Natural Gas) und später auf 100 % Bio-LNG (verflüssigtes regenerativ erzeugtes Methan). Die firmeneigene Tankstelle in Limburg ermöglicht seit 2021 das Betanken auf zwei Spuren. Inzwischen wurden mit den LNG-Lkw rund 23 Millionen Kilometer zurückgelegt.
Fahrzeuge mit LNG im Tank waren politisch gewollt, wurden in der Anschaffung finanziell gefördert und waren zeitweilig von der Maut befreit. Nur eine Legislaturperiode später hat sich die politische Ansicht zu LNG jedoch gewandelt und dieser ökologisch sinnvolle Kraftstoff steht nicht mehr im Fokus der Bundesregierung. Negativ fällt bei der TCO-Betrachtung auch ins Gewicht, dass Lkw mit LNG-Antrieb deutlich höhere Beschaffungs- und höhere Wartungskosten bedeuten als konventionelle Diesel-Lkw, sowie ein höheres Leergewicht. Zwischenzeitlich war zudem LNG für Fuhrparkbetreiber an den Tankstellen ruinös teuer, was in der Branche zu einem grundsätzlichen Vertrauensverlust gegenüber diesem Alternativkraftstoff geführt hat. Daher stellt sich schon die Frage, ob LNG mittlerweile Schnee von gestern, noch eine probate Alternative in der Gegenwart oder immer noch eine ernstzunehmende Technik der Zukunft ist.
E-Lkw: Ausbau der Ladeinfrastruktur vonnöten
Marc Hartmann, Prokurist bei der Peter Niesen GmbH & Co., setzt sich im Rahmen dieses Symposiums mit dem Einsatz von Elektro-Trucks vom Typ Mercedes Benz eActros 300 auseinander. Mit einer 336 kWh Batterie erzielt der Lkw bis zu 300 km Reichweite im Gespannbetrieb. Der Neupreis für einen eActros beträgt dabei ca. 400.000 Euro, wobei die Lkw mit jeweils 215.000 Euro gefördert wurden. Die laufenden Kosten bei 40.000 km Fahrstrecke pro Jahr betragen etwa 12.000 Euro (0,30 Euro je kW/h). Hinzu kommen im Jahr 41.500 Euro an Leasing- (inkl. Wartung/Inspektion) und 65.000 Euro an Personalkosten. Im Firmentest befand sich zudem schon ein eActros 600 mit einer Reichweite von bis zu 600 km mit einer Batterieladung.
Grundsätzlich zeichnen sich E-Lkw durch ihr klimafreundliches Image aus und führen zu einer entsprechend positiven Resonanz bei den Kunden. Als Herausforderung stellte sich im Betrieb der E-Lkw die lückenhafte öffentliche Ladeinfrastruktur für Nfz sowie die begrenzte Reichweite der Fahrzeuge mit einer Batterieladung heraus. Die hohen Investitionskosten für Fahrzeuge und eigene Ladepunkte machen den Einsatz von Elektro-Lkw ohne staatliche Förderung zurzeit nicht rentabel.
Das ADAC/TÜV Rheinland TruckSymposium ist eine seit dem Jahr 2006 etablierte Fachtagung, die stets am ersten Tag des Internationalen ADAC Truck Grand Prix am Nürburgring stattfindet. Sie bringt Spediteure und Transportunternehmer mit Entscheidungsträgern aus der Politik, Behörden und Verbänden zusammen, um gemeinsam Lösungen für drängende Probleme des Straßentransports zu diskutieren und entsprechende Empfehlungen zu erarbeiten. Die Veranstaltung steht allen Interessierten offen. Alle Informationen zum Programmablauf finden Sie hier.
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