Die Seite benötigt aktiviertes Javascript! Wie Sie JavaScript in Ihrem Browser aktivieren

Mittelrhein | 15.12.2020

Sicher unterwegs im Winter

Verkehrsexperte Herbert Fuss gibt Tipps für das sichere Fahren in der kalten Jahreszeit.

Herbert Fuss, Verkehrsexperte des ADAC Mittelrhein e.V., weiß, worauf es beim Fahren im Winter ankommt.

Winterliche Fahrbedingungen sind eine Herausforderung. Wenn der erste Schnee fällt und die Straßen glatt werden, ist besondere Vorsicht hinter dem Steuer geboten.

„Schon bei Temperaturen oberhalb der Null-Grad-Grenze kann sich gefährliches Glatteis bilden", erklärt Herbert Fuss, Verkehrsexperte des ADAC Mittelrhein e.V. Eine angepasste Fahrgeschwindigkeit ist daher das Gebot der Stunde, denn der Bremsweg auf einer glatten Fahrbahn kann sich um kaum vorstellbare Ausmaße verlängern. „Bei Tempo 130 beträgt der Bremsweg auf glatter Fahrbahn rund 450 Meter. Für diese Strecke braucht man zu Fuß rund sieben Minuten“, so Fuss.

Keine Winterreifen: Bußgeld droht

In Deutschland gilt keine generelle, sondern eine situative Winterreifenpflicht. Das heißt: Wer bei winterlichen Verhältnissen mit Schnee, Schneematsch, Reif- oder Eisglätte sein Auto bewegen will, muss Winterreifen aufgezogen haben. „Sonst drohen mindestens ein Bußgeld in Höhe von 60 Euro und ein Punkt in Flensburg“, warnt Fuss. Ausgenommen von der Winterreifenpflicht sind hingegen einspurige Fahrzeuge wie Roller und Motorräder.

Beim Kauf neuer Winter- oder Ganzjahresreifen reicht eine M+S-Kennzeichnung nicht mehr aus, Neureifen müssen das Alpine-Symbol - ein Bergpiktogramm mit Schneeflocke - aufweisen.

Wer neue Winterreifen braucht, ist gut beraten, sich vorab einen Überblick zu verschaffen. Der ADAC testet jedes Jahr eine Vielzahl an Modellen – alle Ergebnisse finden Sie hier: www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/tests/reifen/winterreifen

Um sicher ans Ziel zu kommen, empfiehlt er auch auf folgende Punkte zu achten:

„Vor dem Losfahren muss das Auto komplett von Schnee und Eis befreit werden, ein kleines Guckloch reicht nicht aus. Hier droht gegebenenfalls sogar ein Bußgeld und im Schadensfall bei eigenem Verschulden der Verlust des Kaskoschutzes“, warnt Fuss. Auch Außenspiegel, Dach, Kennzeichen sowie Scheinwerfer und Blinker müssen frei gemacht werden, damit während der Fahrt abfallende Schneemengen oder Eisbrocken den nachfolgenden Verkehr nicht gefährden.

Keine freie Sicht: Kein Kaskoschutz

Für eine gute Sicht im Winter ist ausreichend Frostschutzmittel in der Scheibenwischanlage besonders wichtig und auch das Mischverhältnis sollte kontrolliert werden. Der ADAC empfiehlt eine Frostsicherheit bis minus 25 Grad. Auf der Scheibe festgefrorene Wischerblätter sollten vorsichtig gelöst werden. Falls die Türschlösser eingefroren sind, ist ein Türschlossenteiser in der Jackentasche hilfreich.

Wer sein Fahrzeug im Winter nicht in einer Garage unterstellen kann, der sollte auf Frostschutzfolien zurückgreifen. Die Folien erleichtern das Kratzen in der Früh und sparen Zeit. Keine gute Idee hingegen ist das Enteisen mit heißem Wasser: Die Scheiben könnten durch die hohen Temperaturunterschiede Risse bekommen oder gar springen.

Warmlaufen schädigt Motor & Umwelt

Beim Losfahren sollte die Heizung oder Klimaanlage auf die höchste Stufe eingestellt und auf die Scheiben gerichtet sein, damit sie nicht beschlagen. Das Warmlaufen im Stand ist nicht erlaubt und kann wegen unnötiger Lärm- und Abgasbelästigung mit einem Verwarngeld von zehn Euro sanktioniert werden. Darüber hinaus ist die Warmlaufphase im Stand auch schädlich für den Motor und erhöht den Verschleiß.

Vorsicht: Kinder nie mit Winterjacke anschnallen

Kinder sollten im Auto nicht mit Winterjacke angeschnallt werden, da der Anschnallgut durch eine prall gefütterte Winterjacke nicht optimal anliegt. Bei einem Auffahrunfall oder einer Notbremsung kann sich der Gurt stark in den Bauch einschneiden. „Dabei kann es ganz schnell zu Quetschungen oder sogar inneren Blutungen kommen“, erläutert Herbert Fuss. Aus diesem Grund sollten die Kinder keine Jacke tragen, die Eltern können diese ganz einfach über Gurt und Sitz des Kindes legen. Grundsätzlich muss der Gurt stets eng am Körper getragen werden, da das Kind sonst drunter wegrutschen kann. „Im Idealfall umspannt der Gurt bei Erwachsenen eng die Hüftknochen und bei Kindern die Oberschenkel“, so Fuss.

Wetterbedingt umsichtig fahren

Ist der Gang eingelegt und die Fahrt geht los, dann gilt auf verschneiten, vereisten oder nassen Straßen:

  • unbedingt vorausschauend und umsichtig fahren, Abstand vergrößern, Geschwindigkeit reduzieren und Überholmanöver vermeiden
     
  • gefühlvoll und vorsichtig lenken, bremsen und beschleunigen

„Abrupte Fahrmanöver in Kurven oder beim Spurwechsel können zu einem Ausbrechen des Fahrzeuges mit schwerwiegenden Folgen führen“, warnt Herbert Fuß. 

  • immer mehr Fahrzeit einplanen. Denn wer unter Stress steht, fährt unkonzentrierter.
     
  • Sollte man ins Schleudern geraten, dann runter vom Gas, auskuppeln und in die Fahrtrichtung lenken.

„Wenn das Fahrzeug über ABS verfügt, kann man gleichzeitig bremsen und lenken. Bei Fahrzeugen ohne ABS sollte während des Gegenlenkens nicht gebremst werden", so Fuss. Und bei Fahrzeugen mit ESP gilt: Das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) muss aktiviert bleiben, damit das Auto nicht ins Schleudern kommt. Ohne ESP kann das Heck ausbrechen oder das Fahrzeug über die Vorderachse rutschen.

  • Route richtig wählen: Hauptstraßen werden besser und schneller von Schnee geräumt als Nebenfahrbahnen.

Noch ein Tipp: „Gerade im Winter sollte der Tank nie bis auf den letzten Tropfen leer gefahren werden, denn bei überraschend stockendem Verkehr oder einem größeren Stau mit längerem Stillstand benötigt man ausreichend Spritreserven. Nicht nur zum Fahren, sondern auch, um die Kälte im Warmen zu überstehen. Decke, Besen, Eiskratzer und Frostschutzfolie sind als Ausrüstung ebenfalls nicht verkehrt“, empfiehlt Fuss.
 


Bild herunterladen