Falsch abgestellte Lkw an Autobahnen auch in Rheinland-Pfalz immer noch an der Tagesordnung
Zweite Untersuchung des ADAC zeigt kaum Verbesserungen / Besonders viele Verstöße an der Raststätte Heiligenroth

Drei Jahre nach der letzten Untersuchung zur Lkw-Parksituation an deutschen Autobahnen zeigt sich: Das Problem ist weiterhin gravierend und unverändert groß. Laut einer aktuellen ADAC Erhebung an 100 Rastanlagen parkten an fast der Hälfte der Standorte (48 von 100) Lkw in hochriskanten Bereichen wie Ein- und Ausfahrten oder gar auf dem Seitenstreifen – also in der Gefahrenkategorie Rot. Auf 85 der 100 getesteten Anlagen standen Lkw im absoluten Halteverbot oder auf nicht für sie zugelassenen Flächen, beispielsweise auf Pkw-Parkplätzen (Kategorie „Orange“). Das Parken außerhalb markierter Flächen, etwa in den Fahrgassen zwischen den Stellplätzen, war nahezu die Regel (Kategorie „Gelb“).
Die Situation auf den untersuchten Rastanlagen in Rheinland-Pfalz spiegelt die Gesamtsituation wider. Besonders negativ fiel die Raststätte Heiligenroth an der A3 in Richtung Süden auf. Hier parkten an den drei Messpunkten der Untersuchung im Schnitt sieben Lkw in Bereichen der Kategorie „Rot“, also etwa im Bereich der Ein- und Ausfahrten. Im Schnitt 16 Lkw waren im Bereich „Orange“ abgestellt, weitere 42 im Bereich „Gelb“ An der Raststätte Eifel West, an der A1 Richtung Süden, zeigten sich ähnliche Probleme. Hier waren es im Schnitt vier Lkw im Bereich „Rot“ sowie „Gelb“ und 13 im Bereich „Orange“. Auf der Rastanlage Brohltal West an der A61 parkten zum Zeitpunkt der Messpunkte zwar keine Fahrzeuge in den gefährlicheren Bereichen „Rot“ und „Orange“ im Schnitt aber 39 im Bereich „Gelb“, also ebenfalls außerhalb der markierten Lkw-Parkflächen. „Die Ergebnisse verdeutlichen, dass auch in Rheinland-Pfalz dringender Handlungsbedarf besteht, um sowohl die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten als auch die logistischen Herausforderungen für Lkw-Fahrer zu entschärfen,“ fordert Christian Schmidt, Verkehrsexperte des ADAC Mittelrhein, alle Beteiligten zum Handeln auf.
Zur Methode: Die ADAC Tester zählten an drei Erhebungszeitpunkten, um 22, 23 und 0 Uhr. Dabei zeigt sich ein klares Bild. Bereits zur ersten Zählung um 22 Uhr waren die meisten Rastanlagen komplett ausgelastet. Danach nahm der Parkdruck weiter zu. Den erneuten Negativrekord verzeichnete wie schon vor drei Jahren die Raststätte Kassel Ost Lohfelden (A7, Hessen) mit bis zu 138 Parkverstößen, davon drei in der Kategorie Rot. Auch an den beiden Raststätten Lichtendorf Nord (A1, NRW) sowie Tecklenburger Land West (A1, NRW) zeigte sich mit bis zu jeweils acht Lkw in hochriskanten Bereichen ein besonders kritisches Bild.
Das Problem hat systemische Ursachen: Laut offiziellen Erhebungen fehlen entlang der Autobahnen immer noch rund 20.000 Lkw-Stellplätze. Die Zahl entspricht annähernd einer Analyse von vor fünf Jahren. Zwar wurden zwischen 2018 und 2023 etwa 4.500 zusätzliche Lkw-Stellplätze geschaffen, doch auch die Zahl der abgestellten Lkw hat weiter zugenommen und wächst nach amtlichen Verkehrsprognosen auch künftig weiter. Dass Lkw-Fahrer häufig falsch parken, liegt also nicht an mangelnder Rücksicht, sondern an zu wenig Stellflächen. Der Mangel an nächtlichen Parkmöglichkeiten und die falsch abgestellten Lkw bergen großen Gefahren für die Verkehrssicherheit und können zu schweren Unfällen führen.
Deshalb appelliert der ADAC an die Politik, den Stellplatzausbau deutlich zu beschleunigen und bestehende Flächen effizienter zu nutzen. Neben dem klassischen Neu- und Ausbau könnten intelligente Parksysteme wie das „Lkw-Kolonnenparken“ und digitale bereitgestellte Stellplatzinformationen sowie Reservierungslösungen stärker eingesetzt werden. Das in Rheinland-Pfalz entwickelte „Kolonnenparken“ wird beispielsweise an der Raststätte Montabaur an der A3 seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert. Schmidt: „Hier besteht nach unserer Ansicht beträchtliches Potenzial, um die heute teilweise katastrophalen Verhältnisse auf den Rastanlagen schneller zu lindern.“ Gleichzeitig muss das illegale Abstellen auf Zu- und Abfahrten weiterhin konsequent geahndet werden. Auch Unternehmen könnten nach Ansicht des Mobilitätsclubs helfen, den Druck zu mindern – etwa durch die zeitweise Bereitstellung firmeneigener Lkw-Parkflächen in Autobahnnähe.
Details zur Untersuchung und eine detaillierte Liste aller untersuchten Rastanlagen finden Sie unter adac.de/lkw-parken
Presse Ansprechpartner



