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Mittelrhein | 14.06.2023

ADAC Expertenreihe in Bingen: Verkehr wandeln, mobil bleiben.

Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft tauschten sich am 14. Juni zum Mobilitätswandel in Rheinland-Pfalz aus.

Gemeinsam für den Mobilitätswandel in den Kommunen: die Referenten der ADAC Expertenreihe in Bingen.

Viele Menschen wünschen sich mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie eine höhere Lebensqualität in ihrer Kommune. Damit diese Ziele erreicht werden können, muss sich der Verkehr verändern, die Infrastruktur angepasst und das Mobilitäts-angebot ausgebaut werden. Die kommunale Verkehrs- und Stadtplanung hat einen entscheidenden Einfluss darauf, ob sich dieser Wandel erfolgreich gestalten und gewährleisten lässt.

Welche Möglichkeiten die Kommunen haben, welche Konzepte nachhaltig und zukunftsträchtig sind, darüber informierten die Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft am Mittwoch, 14. Juni im Rahmen der ADAC Expertenreihe 2023 unter dem Motto „Verkehr wandeln. Mobil bleiben“.

Auf Einladung der ADAC Regionalclubs Hessen-Thüringen, Mittelrhein, Pfalz und Saarland diskutierten die Fachleute im NH Hotel Bingen Konzepte und Lösungsansätze, die zeigen, wie die Verkehrs- und Stadtplanung und das Mobilitätsangebot in Rheinland-Pfalz und bundesweit angepasst werden können.

„Die Vorstellungen, wie der Verkehrswandel erfolgreich zu bewerkstelligen ist, gehen in der öffentlichen Diskussion weit auseinander. Einigkeit dürfte aber darüber bestehen, dass die Antriebs- und Energiewende im Verkehr deutlich beschleunigt werden muss, um den Verbrauch fossiler Kraftstoffe zu verringern. Selbst wenn das ambitionierte Ziel der Ampelkoalition erreicht wird, die Fahrgastzahlen im Schienen-Personenverkehr zu verdoppeln, so würde in der Folge die Pkw-Fahrleistung bestenfalls um zwölf Prozent sinken. Zur Erreichung der zuvor genannten Klima-schutzziele genügt dies nicht“, betonte Prof. Dr. Peter König, Vorstand Verkehr und Technik beim ADAC Mittelrhein.

Um die Treibhausgase des Verkehrs auf 85 Millionen Tonnen im Jahr 2030 zu drücken, müsse die Kfz-Flotte dekarbonisiert werden. Die sogenannte Antriebswende sei der größte Hebel zur Verminderung der Treibhausgas-Emissionen im Verkehrssektor. Als großer Hoffnungsträger gilt die Elektromobilität, aber dafür bedarf es einer ausreichenden Ladeinfrastruktur und bezahlbare Preise.

Ausbau Ladeinfrastruktur & ÖPNV erforderlich

In Rheinland-Pfalz existieren aktuell 2000 Normallade- und 654 Schnelllade-Stationen. Hier müsse noch intensiver in Ausbau investiert werden, so dass jeder Haushalt in seinem nahen Umfeld Zugang zu einem privaten Ladepunkt oder einem bedarfsgerechten Angebot an öffentlicher Ladeinfrastruktur hat, waren sich die Experten einig.

„Neben dem Ausbau der Ladeinfrastruktur müssen wir durch Digitalisierung und Innovationsfreude neue Ideen und Angebote entwickeln. Erste Schritte haben wir mit dem Car-Sharing-Gesetz, der Parkraumbewirtschaftung, Baustelleninfosystemen und Staumeldungen unternommen, weitere werden folgen“, betonte der rheinland-pfälzische Verkehrsstaatssekretär Andy Becht.

Eines der zentralen Themen der Expertenrunde war die Rolle der Kommunen bei der Umsetzung der Antriebs- und Energiewende. Dazu präsentierte Jürgen Berlitz, ADAC Fachreferent für Straßenverkehrsplanung, die Ergebnisse einer ADAC Umfrage zum Verkehrswandel in Städten und Gemeinden, die bundesweit unter
2.000 Personen durchgeführt wurde.

79 Prozent der Befragten halten die Verbesserung der Bus- und Bahnverbindungen auf dem Land für besonders wichtig. Darauf folgten die Energiewende mit 71 und der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Städten mit 60 Prozent. Nur 44 Prozent dagegen hielten eine fußgängerfreundlichere Infrastruktur für dringend – damit war diese Maßnahme das Schlusslicht.

Auch die Projekte in der eigenen Stadt oder Gemeinde waren ein Thema. Hier lag der Ausbau des ÖPNV an erster Stelle, den 53 Prozent schnell angehen wollten, gefolgt von durchgängigen Radwegenetzen mit 47 und barrierefreier Verkehrsinfrastruktur mit 46 Prozent. An letzter Stelle lag mit 21 Prozent die Einrichtung bzw. der Ausbau von Bike & Ride-Anlagen wie zum Beispiel Fahrradabstellanlagen an Haltestellen.

„Die Ziele des Verkehrswandels zu erreichen, liegt auch in der Verantwortung der Kommunen. Die meisten der Befragten meinten, es sei schon etwas gemacht worden, aber Städte und Gemeinden stünden erst am Anfang. Nur rund jeder bzw. jede Zehnte war der Meinung, dass die eigene Kommune bei der Erreichung der Ziele der Verkehrswende auf einem guten Weg ist“, berichtete der Münchener Verkehrsexperte.

Stadt- und Verkehrsplaner Ivan Kosarev (Ingenieurbüro LK Argus) berichtete über den Anpassungsbedarf für Regelwerke, die für den Verkehrswandel und die Umgestaltung des öffentlichen Raums notwendig sind.

Stadt- und Verkehrsplaner Ivan Kosarev (Ingenieurbüro LK Argus) berichtete über den Anpassungsbedarf für Regelwerke, die für den Verkehrswandel und die Umgestaltung des öffentlichen Raums notwendig sind. So seien untern anderem eine Flächenumverteilung und Parkraumbewirtschaftung wichtige Instrumente.

„Parkraum stark zu verteuern – das löst keine Konflikte. Wir brauchen zukunftsweisende Konzepte, die für eine sichere Mobilität stehen und die auf mehr Miteinander der Verkehrsteilnehmer setzen statt auf ein Gegeneinander“, betonte Kosarev. Ein effizientes Parkraummanagement erfordere eine klare Haltung, Ressourcen und Kommunikation. „Parkraumkonzepte können nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Maßnahmen auf eine breite Zustimmung der Öffentlichkeit stoßen“, so Kosarev.

Darüber hinaus müssen weiterhin Investitionen in den ÖPNV getätigt werden, um das Angebot zu verbessern und damit einen Umstieg auf Bus und Bahn zu erleichtern. Dafür müssen auch die Verbindungen sowie die Taktfolge und Zuverlässigkeit im Nah- und Fernverkehr verbessert werden.

Mobilitätswandel erfordert attraktiven Angebotsmix

Weitere Konzepte und Lösungen aus der Praxis präsentierten und diskutierten Daniel Busse (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen), Conrad Hammer (Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur), Dr. Michael Frehn (Planersocität Dr. Frehn, Steinberg & Partner) sowie Michael Kolmer (Mobilitätsdezernat Darmstadt). Die Themen reichten dabei vom Wandel des ÖPNV über erfolgreiche Antriebswenden in den Kommunen und die Akzeptanzgewinnung durch Bürgerbeteiligung bis hin Mobilitätskonzepten von morgen.

„Der Mobilitätswandel erfordert einen attraktiven Angebotsmix aus Öffentlichem Verkehr, Radverkehr, barrierefreiem und sicherem Fußverkehr und Sharing-Diensten. Auch die Nahversorgung vor Ort und die Siedlungsstruktur spielen eine nicht entscheidende Rolle. Ohne Unterstützung der Kommunen wird der Wandel nicht gelingen“, fasste Prof. Dr. Peter König zusammen.

Weitere Informationen sind unter www.adac.de/expertenreihe2023 abrufbar.

 

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