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Mittelrhein | 03.04.2022

#digitalesForum: Fahrverbote gegen Motorradlärm – ja oder nein?

Zuschauer fragen, Experten antworten. Beim interaktiven Live-Talk am Sonntag, 3. April diskutierten Experten über das Thema Motorradlärm und wie Anwohner und Motorradfahrer gleichermaßen zu ihrem Recht kommen.

Unnötiger Lärm oder unverzichtbares Lebensgefühl? Immer öfter verzweifeln die Anwohner idyllischer Landstraßen am Motorradlärm. Der Bundesrat fordert aus Gründen des Lärmschutzes zeitlich beschränkte Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen. Die Biker halten dagegen und pochen auf ihr Recht, mit ihren legalen, oft teuer bezahlten Maschinen immer und überall fahren zu dürfen.

Gute Argumente haben beide Seiten, doch welche wiegen schwerer?
Der ADAC hat in 2021 ein bundesweites Pilotprojekt gestartet. Im Gelbachtal, das mit seinen kurvenreichen Straßen gerade bei Motorradfahrern ein beliebtes Ausflugsziel ist, wurden Hinweisschilder installiert, die Biker auf lärmsensible Streckenabschnitte aufmerksam machen sollen.
Zahlreiche Landkreise und Verbandsgemeinden wurde auf diese Aktion aufmerksam und baten den ADAC um Rat.

• Doch ist dies ein Allheilmittel?
• Was sagen Anwohner und Betroffene?
• Wo können die Motorradhersteller aktiv werden?
• Wie kann die Politik unterstützen?

Dies sind nur einige Fragen, die beim heutigen Live-Talk des ADAC Mittelrhein e.V. beantwortet wurden.

Haben Sie das #digitaleForum verpasst? Dann können Sie die Aufzeichnung hier abrufen.

Einige Kernaussagen der Experten finden Sie nachfolgend in der Zusammenfassung:

Rudi Speich, Vorsitzender ADAC Mittelrhein e.V.:
Der ADAC ist ganz klar gegen Streckensperrungen. Die meisten Biker sind rücksichtsvoll unterwegs. Wir möchten die Motorradfahrer für eine rücksichts- und verantwortungsvolle Fahrweise sensibilisieren. Dazu haben wir im Gelbachtal unser Projekt „Leise fahren, Lärm ersparen, Rücksicht kommt an“ gestartet. Vielen Anwohnern wäre auch schon geholfen, wenn an Ortsausgängen sanft beschleunigt würde.

Rolf Deviscour, Hauptkommissar Polizeiinspektion Prüm:
Oftmals werden die DB-eater entfernt um einen „besseren“ Sound zu erhalten. Was aber viele nicht bedenken: Dadurch erlischt die Betriebserlaubnis! Die Polizei arbeitet dienststellenübergreifend zusammen, um die Beamten für das Erkennen von Verstößen zu schulen.

Rolf Frieling, Vorsitzender Biker Union:
Motorradlärm ist seit vielen Jahren ein Thema. Es gibt Strecken, an denen die Motorräder einen überproportionalen Anteil an der Lärmproblematik haben. Allerdings ist der Anteil der „schwarzen Schafe“ geringer, als im Allgemeinen wahrgenommen wird.

Bernd Goffart, stellv. Vorsitzender Silent Rider und Bürgermeister von Simmerath:
Auch die Organisation Silent Rider strebt keine Streckensperrungen an.
Wenn sich alle an Recht und Gesetz halten würden, hätten wir mit Motorradlärm keine Probleme. Leider treffen sich aber die „schwarzen Schafe“ vornehmlich an für Motorradfahrer interessanten Stellen und machen dort den Anwohnern das Leben schwer.

Bernd Heinen, Sachverständiger TüV Rheinland Kraftfahrt:
Leider kann der TÜV nur recht wenig gegen die Lärmproblematik unternehmen, weil die Motorräder dann, wenn sie uns zur Hauptuntersuchung vorgestellt werden, regelkonform sind.

Prof. Dr. Knut Scherhag, Professur Fachbereich Touristik/Verkehrswesen Fachhochschule Worms:
Es ist sinnvoll, nicht mit Streckensperrungen zu reagieren. Andere, kreative Lösungen sollten angestrebt werden. Der Tourismus und die Gastwirte sind die Leidtragenden von Streckensperrungen .

Volker Weicherding, AG-Leiter ,Motorrad‘ Forum Verkehrssicherheit Rheinland-Pfalz:
Die AG Motorrad will im präventiven Bereich aktiv werden und alle Motorradfahrer sensibilisieren. Ständige Vorsicht und Rücksicht ist maßgebend. Neben dem Fahrspaß soll auch Rücksicht auf die Anwohner genommen werden.

Uwe Seitz, Chefredakteur MOTORRAD
Kein Motorradfahrer kann sich der Diskussion um Motorradlärm entziehen. Wir sind ganz klar gegen Streckensperrungen. Jedoch ist auch klar, dass ein Konsens gefunden werden muss.
 

Uwe Seitz, Rudi Speich, Volker Weicherding, Prof. Dr. Knut Scherhag

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