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Mittelrhein | 12.09.2024

ADAC Rastanlagen-Test: Große Schwankungen in Shop
und Gastronomie

Rastanlagen im Test: Note „gut“ für Brohltal West, nur „ausreichend“ für Dannstadt West und Fernthal West

Der ADAC hat 40 Rastanlagen entlang deutscher Autobahnen in der Hauptreisezeit getestet. Das Ergebnis: Keine der Anlagen konnte die Note "sehr gut" erreichen. 20 Prozent wurden immerhin mit "gut" bewertet. Sechs Anlagen erhielten ein „mangelhaft“ und fielen durch.

Neben den Kategorien „Preise“ und „zusätzliche Infrastruktur“ flossen auch die Kategorien „Außenanlagen“, „Gastronomie“ und „Sanitäranlagen“ in die Bewertung ein. Die ADAC Tester besuchten jede der getesteten Rastanlagen im Zeitraum von Mai bis Juli 2024 insgesamt vier Mal.

Mittelmaß bei rheinland-pfälzischen Rastanlagen

Auch drei rheinland-pfälzische Rastanlagen waren im Test vertreten. Die Rastanlage Brohltal West auf der A61 Richtung Süden zwischen den Ausfahrten Niederzissen und Wehr wurde mit „gut“ bewertet, für die weiter südlich auf der A61 zwischen dem Autobahnkreuz Mutterstadt und der Ausfahrt Schifferstadt gelegene Anlage Dannstadt West reichte es aber ebenso nur für die Note „ausreichend“, wie für die an der A3 zwischen den Ausfahrten Neustadt/Wied und Neuwied gelegene Rastanlage Fernthal West.

Auf der Anlage Brohltal West lobten die Tester unter anderem die ausreichende Anzahl an weitgehend sauberen Picknick-Garnituren, die sauberen Toiletten, die große Auswahl an Speisen im Restaurantbereich zu - im Vergleich - recht günstigen Preisen und den abwechslungsreichen Kinderspielplatz. Die fehlende Möglichkeit zur Mülltrennung von Reiseabfällen, die an den Testtagen teilweise überfüllten Mülleimer und die im Vergleich teuren Preise im Tankstellenshop verhinderten unter anderem hier eine noch bessere Bewertung.

Ein Kinderspielplatz oder eine Kinderspielecke im Restaurantbereich fehlen auf der Anlage Dannstadt/West. Zudem waren die Toiletten an den Testtagen optisch teilweise schmutzig. Positiv bewertet wurden hier unter anderem die günstigen Speisen im Restaurantbereich.

Auf der Rastanlage Fernthal West gibt es einen Kinderspielplatz im Außenbereich, aber es fehlen die Picknick-Garnituren. Auch hier bemängelten die Tester unter anderem die zum Teil optisch schmutzigen Toiletten. An einem Testtag waren hier bis auf zwei Kabinen alle anderen zugesperrt. Positiv bewertet wurde die Spielecke im Restaurant. Zudem fielen die große Auswahl an Speisen und dabei insbesondere das vielfältige Angebot an Sandwiches mit verschieden Belägen im Restaurantbereich den Testern positiv auf. Dabei waren die Preise aber nur durchschnittlich.

Bundesweiter Testsieger ist Fürholzen West

Testsieger ist die Rastanlage Fürholzen West an der A9, die durch ein gepflegtes und familienfreundliches Umfeld überzeugt. Besonders hervorzuheben sind die sauberen Sanitäranlagen sowie das umfangreiche und im Vergleich günstige Speisenangebot in der Gastronomie. Am unteren Ende der Bewertungsskala finden sich hingegen mehrere Anlagen mit zum Teil erheblichen Mängeln: Fuchsberg Süd (A20), Münsterland West (A1) und Eisenach Nord (A4) teilen sich den letzten Platz. Diese Rastanlagen schneiden in mindestens drei der fünf Testkategorien „mangelhaft“ oder sogar „sehr mangelhaft“ ab.

Ein zentrales Thema war das Preisniveau. Der Test ergab, dass 75 Prozent der Tankstellenshops auf den Rastanlagen als „teuer“ oder „sehr teuer“ eingestuft wurden. Bei den Preisen in der Gastronomie erhielten dagegen zwei Drittel der Anlagen die Wertung „günstig“ bzw. „sehr günstig“. Zur Einordnung wurden jeweils die Preise an Autohöfen als Referenz herangezogen.

Negativ fiel auf, dass die Preise sowohl im Shop als auch in der Gastronomie häufig erfragt werden mussten, da die Produkte nicht ausgezeichnet waren. Auffällig waren auch die Preisdifferenzen zwischen den Anlagen: So kostete zum Beispiel das Kinder Menü zwischen 3,99 und 6,99 Euro. Das günstigste Schnitzel mit Pommes erhoben die Tester für 10,99 Euro in der Anlage Zweidorfer Holz Süd an der A2, das teuerste fanden die Tester für 19,99 Euro in Fuchsberg Süd (A20); das am Eingang ebenfalls angezeigte Schnitzel für 13,99 Euro wurde an der Theke nicht beworben. Durchschnittlich kostete das Schnitzel mit Pommes 2024 in unserer Stichprobe 14,72 Euro, 2023 war es im Mittel noch für 13,80 Euro erhältlich.

Die Sanitäranlagen wurden im Test am besten bewertet, keine der Anlagen fiel hier durch. 36 Rastanlagen wurden mit „gut“ und „sehr gut“ bewertet. 90 Prozent der Anlagen verfügen über eine automatische Sanifair-Sitzreinigung. Bitterer Wermutstropfen: Gut 17 Prozent davon funktionierten an den Testtagen nicht einwandfrei. Und auch die Toilettenkabinen waren bei einem guten Viertel nicht so sauber, wie man es als Gegenleistung für einen Ein- Euro-Sanifair-Bon erwarten würde.

Auch der Erholungsfaktor für Familien wurde als verbesserungswürdig eingestuft, da sich Kinder nach langen Autofahrten selten auf den Anlagen austoben können. 20 Prozent der Rastanlagen verfügten über keinen Spielplatz im Freien. Weitere acht Mal gab es eine Abwertung auf null Punkte, weil die Spielplätze als eintönig eingestuft wurden oder zum Testzeitpunkt gesperrt waren. Indoor-Spielecken mit Bewegungsmöglichkeiten waren nur auf knapp der Hälfte der Rastanlagen zu finden. Fünf Rastanlagen verfügen weder über Spielflächen im Freien noch im Innenbereich.

Auch die Barrierefreiheit variierte stark: An 19 der getesteten 40 Anlagen lagen Behindertenparkplätze mehr als 30 Meter vom Eingang der Raststätte entfernt. Eine barrierefreie Toilette gibt es überall, aber bei gut einem Drittel sind diese mit dem Babywickelraum kombiniert.

Die Situation für E-Autofahrer wurde ebenfalls beleuchtet und fiel insgesamt durchwachsen aus. An 40 Prozent der getesteten Rastanlagen gab es ausschließlich Ladesäulen bis 150 kW und an drei der überprüften Anlagen fehlte die Ladeinfrastruktur komplett.

Der ADAC fordert, mehr Transparenz bei den Preisen zu schaffen, sowohl in den Restaurants als auch in den Tankstellen-Shops. Gleichzeitig fordert der ADAC, den Bedürfnissen von Familien wieder stärker entgegenzukommen. Auch die Infrastruktur für E-Autofahrer ist nach Ansicht des Mobilitätsclubs verbesserungswürdig. Wünschenswert wäre es zudem, dass wieder mehrere Sanifair-Wertbons für ein Produkt eingelöst werden können, statt nur einem pro Produkt.

Zehn ADAC Forderungen an die Betreiber von Rastanlagen:

  • Kompletten Betrieb 24 Stunden am Tag gewährleisteten, ab 22 Uhr zumindest eingeschränktes Angebot
  • Preise im Restaurant und im Tankstellen-Shop senken, wenn sie sich signifikant von denen in der näheren Umgebung unterscheiden
  • Preise für Speisen und Getränke transparent darstellen und alte Aushänge zeitnah entfernen/austauschen
  • Automatische Sanifair-Sitzreinigung regelmäßig warten und befüllen
  • Beim Einlösen von Sanifair-Wertbons mehrere Bons für den Kauf eines Produkts akzeptieren
  • Reisende rechtzeitig an der Autobahn darüber informieren, falls Betriebe ganz oder teils geschlossen sind
  • Ausreichend Sitz- und Picknick-Garnituren mit Beschattung für Selbstversorger vorhalten
  • Barrierefreien Zugang zu allen Einrichtungen der Rastanlage ermöglichen
  • Getrennte und genderneutral benutzbare barrierefreie Toiletten und Wickelräume vorhalten
  • Angebot von superschnellen HPC-Ladesäulen (ab 150 kW) für E-Autos ausbauen

Sechs ADAC Empfehlungen für Reisende:

  • Schlecht bewertete Anlagen meiden: Wenn Autofahrer von ihrer Marktmacht gebraucht machen und die Nachfrage bei schlecht bewerteten Anlagen sinkt, sind Betreiber zu Verbesserungen gezwungen
  • Wer sparen will: Proviant von zu Hause mitbringen
  • Möglichst alle zwei Stunden eine Rast einlegen und sich bewegen
  • Vor der Reise über Alternativen für die Rast informieren und schöne Orte und Restaurants als Reiseunterbrechung mit Erholungswert suchen
  • Spritpreise-Apps (z.B. „ADAC Drive“) nutzen und damit die günstigsten Tankstellen und Lademöglichkeiten für E-Autos auch abseits der Autobahn finden
  • Standorte für Ladepausen im Voraus suchen und einplanen

Zur Methodik des ADAC Tests:

Der ADAC inspizierte anhand von etwa 150 Prüfpunkten jede Rastanlage im Zeitraum von April bis Juli 2024 insgesamt vier Mal. Grundlage des Tests waren die Hauptbedürfnisse von Reisenden, die sich einen barrierefreien und sicheren Zugang zur Raststätte wünschen, um dort die sanitären Einrichtungen zu nutzen, schnell, gut und preiswert zu essen und im Shop Kleinigkeiten einzukaufen. Außerdem wurden Angebote wie etwa die Möglichkeit zum E-Laden bewertet.

Bei jedem Test wurde die Auswahl an warmen und kalten Speisen und Getränken im Restaurant der Rastanlage quantitativ überprüft und die Preise für ausgewählte Angebote erhoben. Außerdem ermittelten die Tester im Shop die Preise eines Warenkorbes mit vorab in Art, Größe oder Menge genau definierten Produkten. Um Aussagen über das Preisniveau treffen zu können, wurden die gleichen Speisen, Getränke und Produkte zusätzlich in Autohöfen erhoben und in Relation gesetzt. In den Sanitäranlagen wurde nach optischer Sauberkeit und Funktionalität bewertet.

Eine Übersicht über die bundesweiten Ergebnisse finden Sie unter adac.de/rastanlagen

Eine O-Ton (Audio) finden Sie hier.

 

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