Rückblick: #digitalesForum: Tourismus nach Corona – wo geht die Reise hin?
Beim interaktiven Live-Talk des ADAC Mittelrhein e.V. am 3. November diskutierten namhafte Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die aktuelle Entwicklung der Tourismusbranche.
Wie kommt der Tourismus aus dieser Krise? Welche Unterstützung bedarf es seitens der Politik? Was müssen Reisende aktuell wissen? Wohin entwickelt sich die Reisebranche? Und was sind die Reisetrends der Zukunft? Dies sind nur einige Fragen, die beim Live-Talk des ADAC Mittelrhein e.V. beantwortet wurden.
Haben Sie das #digitaleForum verpasst? Dann können Sie die Aufzeichnung hier abrufen: https://bit.ly/3mIBTHT
Einige Kernaussagen der Experten finden Sie nachfolgend in der Zusammenfassung:
Gereon Haumann, Präsident DEHOGA Rheinland-Pfalz e.V.:
„Mein größter Wunsch ist, dass wir offen bleiben. Das ist die Basis für alles andere. Nur wenn wir offen bleiben, werden wir Mitarbeiter aus anderen Branchen zurückgewinnen können, weil das Vertrauen in die Dauerhaftigkeit der Arbeitsplätze erst wieder hergestellt werden muss (…). Ich wünsche mir, dass wir eine Arbeitszeitflexibilisierung mit dem Ziel von Dauerarbeitsplätzen einführen. Wir wollen dann arbeiten, wenn Gäste da sind und Überstunden abbauen, wenn sie nicht da sind.“
„Die Rückzahlung der Kredite in so kurzer Zeit wird ein enorm großes Problem bei den Betrieben hervorrufen. Wir müssen uns um eine Verlängerung über den ursprünglichen Zeitpunkt hinaus kümmern. Die Mittel wurden in 2020 gewährt, als wir dachten, wir haben zwei Monate zu überbrücken, dann ist im Oktober 2020 ein Lightlockdown für zwei Wochen eröffnet worden, der dann zu einem siebenmonatigen Leidenslockdown für die Branche wurde. Hier ist unsere Erwartungshaltung, dass die Rückzahlung der Kredite von der Laufzeit her verdoppelt wird. Das wäre sehr wichtig.“
Dr. Achim Schloemer, Vorstand Touristik ADAC Mittelrhein e.V.:
„Die KFW-Kredite haben eine Laufzeit von nur vier Jahren und müssen ab dem kommenden Jahr wieder getilgt werden. Das holt uns wie ein Boomerang wieder ein. Das zieht uns die Liquidität und damit den Boden unter den Füßen weg.“
„Wir müssen unsere Angebotsgestaltung an die Bedürfnisse der Gäste anpassen. Corona war ein Katalysator und wir werden nicht mehr zurück in die Zeit vor 2019 kommen. Wir sollten schauen, dass wir mit den jetzt veränderten Nachfragebedürfnissen unserer Gäste klarkommen und diese dann in der Produktentwicklung und in der Angebotserstellung anpassen. Dann sind es vielleicht nicht mehr die großen Fernreisen, sondern die Reisen vor der Haustür, der Kurztrip oder aber die kleine Kreuzfahrt.“
Anja Wendling, stellv. Geschäftsführerin Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH:
„Während Corona ist für uns eine neue Zielgruppe entstanden, nämlich die Rheinland-Pfälzer. Die eigene Heimat wurde auf einmal zur Ferienregion. Mit den Rheinland-Pfälzern müssen wir in den Dialog kommen, um aufzuzeigen, was unsere Arbeit ist, nämlich, dass wir Infrastruktur schaffen, zum Beispiel Wanderwege. Das ist sowohl für uns als Einheimische wichtig als auch für Gäste von außerhalb. Die Wertschätzung für das, was wir als Touristiker leisten, muss bekannter gemacht werden.“
Staatssekretärin Petra Dick-Walther, Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz:
„Wir wünschen uns, dass wir über den Herbst und Winter gut hinwegkommen und das alle Betriebe, Gastronomien und der Einzelhandel geöffnet bleiben können. Wir tun alles dafür, indem wir Impfbusse einsetzen, Booster-Impfungen organisieren oder bei ambulanten Impfstationen in Krankenhäusern unterstützen.“
„Wir müssen die Unternehmen und Betriebe darin unterstützen, dass sie Gelder erwirtschaften können. Die beste Unterstützung dafür ist, wenn der Tourismus funktioniert, die Betriebe und Unternehmen arbeiten können und wenn sie ihr Geld erwirtschaften können, um diese Kredite zu tilgen. Das ist ein Hauptprozess, den wir in der Politik mit unterstützen müssen und den auch jeder Bürger unterstützen kann, in dem er zum Gastronomen geht und in dem man die touristischen Einrichtungen nutzt. Das ist die beste Unterstützung, die wir den Betrieben zu Gute kommen lassen können.“
Ingo Lies, Geschäftsführer Chamäleon Reisen GmbH:
„Für uns als Fernreisen-Spezialist waren die Auswirkungen gravierend. Wir hatten im letzten Jahr kaum Möglichkeiten, Gäste ins Ausland reisen lassen zu können. In diesem Jahr ist es etwas mehr geworden, wir haben auch Europa in unser Programm mit aufgenommen. Wir sind derzeit auf dem Niveau von 20% im Vergleich zu 2019. Die Überbrückungshilfen haben einen wichtigen Beitrag geleistet, sodass wir über 90% unserer Mitarbeiter halten konnten und auch wieder mutig für das kommende Jahr sind.“
Dr. Klaus Manns, Vorsitzender ADAC Mittelrhein e.V.:
„Nach der Pandemie ist eine Veränderungsbereitschaft vorhanden, wie sie so noch nie vorhanden war. Ich glaube, dass das eine große Chance ist, positive Veränderungen umzusetzen.“
Darüber hinaus präsentierte Anja Kirig vom Zukunftsinstitut e.V. in einem Impulsvortrag die Tourismustrends der Zukunft:
„Die Herausforderungen, die wir im Tourismus haben sind nicht neu. Durch Corona wurden diese verstärkt. Die Pandemie kann sehr gut als ein Wendepunkt betrachtet werden, an dem man versucht krampfhaft an etwas festzuhalten oder einen Aufbruch zu gehen.“
„Nachhaltigkeit darf kein Kraftakt sein, es sollte ein Alltagsgut und fest implementiert sein.“
„Work-Life Blending wird zunehmend Work-Life-Balance ablösen. Das erfordert neue Konzepte und ein neues Denken. Was braucht es an Strukturen, wenn wir mit einer zunehmenden Vermischung von Arbeit und Freizeit konfrontiert sind?“
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