Sicher in die Schule: Klappt das in Thüringen?
ADAC Umfrage: Eltern sorgen sich um Rücksichtslosigkeit anderer Verkehrsteilnehmer
Nach sechs Wochen Sommerferien startet in Thüringen ab nächster Woche wieder die Schule. Auch viele Erstklässler machen sich dann das erste Mal auf den Weg zum Unterricht: für viele Eltern und Kinder ein Grund zur Sorge. Nur 48 Prozent der Eltern in Thüringen schätzen den Schulweg ihrer Kinder als (sehr) sicher ein, wie eine aktuelle Umfrage des ADAC zur Schulwegsicherheit zeigt.
Sorgen vor anderen Verkehrsteilnehmern
Am meisten Sorgen machen sich Eltern in Thüringen über die Gefahren, die von anderen Verkehrsteilnehmern ausgehen (52%). Unachtsamkeit, überhöhte Geschwindigkeit und Rücksichtslosigkeit werden dabei von den meisten Befragten als Gründe für Angst und Sorge angegeben. Bundesweit wird diese Einschätzung von 44 Prozent der Befragten geteilt.
Fast ein Drittel der befragten Eltern in Thüringen haben zudem Angst, dass ihr Kind von Fremden angesprochen, belästigt oder überfallen wird. Auch die Unachtsamkeit des eigenen Kindes durch die Smartphone-Nutzung auf dem Schulweg wird von 20 Prozent der Befragten als besorgniserregend genannt.
Die Schüler selbst klagen in Thüringen laut Aussage der Eltern jeweils mehr als im bundesweiten Durchschnitt über Angst vor hohem Verkehrsaufkommen (25% vs. Ø 19%) und von Fremden belästigt zu werden (23% vs. Ø 17%).
Das Problem mit Elterntaxis
Etwas mehr als die Hälfte der Thüringer Schüler tritt den Schulweg zu Fuß an. Dabei werden sie zumindest ab und zu durch Erwachsene begleitet oder laufen einen Teil der Strecke mit anderen Kindern. Die Wahl des Schulwegs fällt dabei meist auf die kürzeste (61%) statt die verkehrssicherste (36%) Strecke. Insbesondere Straßenüberquerungen werden von den Eltern als Verkehrsrisiko angesehen. Der ADAC empfiehlt Eltern, unbedingt eine Strecke mit möglichst wenig Gefahrenstellen auszusuchen, auch dann, wenn die Kinder dadurch einen kleinen Umweg nehmen müssen.
Die sogenannten Elterntaxis sind in Thüringen keine Seltenheit. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt werden die Kinder hier deutlich häufiger von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht (25% vs. Ø 17%). „Ein Umstand, der in Thüringen vor allem durch die vielen ländlichen Gebiete bedingt wird. Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr oder einen Schulbus ist häufig eher gering oder besteht gar nicht. Damit die Kinder trotzdem zur Schule kommen, nutzen viele Eltern das Auto“, erklärt Wolfgang Herda, Verkehrsexperte des ADAC Hessen-Thüringen. Obwohl über die Hälfte der Befragten angaben, dass durch zu viele Autos vor der Schule gefährliche Verkehrssituationen entstehen können, stimmten nur 36 Prozent der Aussage zu, dass die Kinder möglichst nicht mit dem Auto zur Schule gebracht werden sollten.
„Durch Elterntaxis entstehen vor den Schulen häufig chaotische Situationen. Verkehrsverstöße sind eher die Regel als die Ausnahme. Das Unfallrisiko ist hoch“, so Wolfgang Herda. „Eine sichere Alternative bieten Elternhaltestellen. Hier können die Eltern ihre Kinder mit dem Auto im näheren Umfeld der Schule absetzen und nach dem Unterricht wieder abholen. Von dort legen die Kinder den verbleibenden Schulweg zu Fuß zurück.“ Der ADAC unterstützt auf Anfrage die Schulen bei der Einrichtung von Elternhaltestellen.
Lösungen für einen sicheren Schulweg
Die Einrichtung von sogenannten Laufbussen wird von knapp 60 Prozent der Thüringer Eltern als positiv bewertet. Dabei wird eine Gruppe von Grundschulkindern durch Erwachsene oder Jugendliche zu Fuß zur Schule begleitet. Auch neue Ideen, wie zum Beispiel Notinseln (Geschäfte, die durch Aufkleber signalisieren, dass Kinder dort Hilfe finden, wenn sie sich bedroht fühlen) sehen die Befragten positiv.
Um den Schulweg darüber hinaus sicherer zu machen, sehen sich viele Eltern selbst in der Pflicht. 85 Prozent bewerten das eigene richtige Verhalten im Straßenverkehr als besonders wichtig für die Sicherheit ihrer Kinder. Durch gemeinsames Üben werden Verkehrskompetenzen schon früh gestärkt. Der ADAC e.V. (www.adac.de/verkehrserziehung) und die ADAC Stiftung (www.verkehrshelden.com) bieten Eltern, Kindern und Pädagogen dabei hilfreiche Unterstützung.
Methodik
Der ADAC hat für die Umfrage im Zeitraum vom 20. April bis zum 8. Mai 2023 bundesweit 3.395 Eltern von schulpflichtigen Kindern im Alter von fünf bis 15 Jahren befragt. In Thüringen wurden über ein Online-Panel 200 Interviews geführt. Die Stichprobe wurde bundesweit repräsentativ nach Alter und Geschlecht ausgesteuert. Gefragt wurde unter anderem, welches Verkehrsmittel die Kinder für den Weg zur Schule nutzen, wie häufig die Eltern den Nachwuchs mit dem Auto zum Unterricht bringen und wie gefährlich der Schulweg eingeschätzt wird.
Einen Überblick über alle Umfrageergebnisse gibt es unter adac.de.
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