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Hessen-Thüringen | 24.07.2017

Rettungsgasse bilden – ein Muss und nicht nur eine Frage des Respekts

Hessischer Gesundheitsminister Stefan Grüttner und ADAC Vorstand Jürgen Lachner informieren in der Rettungswache des DRK in Wiesbaden Flachstraße zur Rettungsgasse

Wiesbaden, 24. Juli 2017: Die Halbzeit in den hessischen Ferienwochen nahmen der Hessische Gesundheitsminister Stefan Grüttner und Jürgen Lachner, Vorstandsmitglied für Verkehr, Umwelt und Technik beim ADAC Hessen-Thüringen, am Montag zum Anlass, erneut für das Bilden der für Unfallopfer so wichtigen Rettungsgasse zu werben und eine erste Bilanz der ersten Ferienwochen zu ziehen. „Bitte denken Sie daran, im Falle eines Staus eine Rettungsgasse zu bilden. Nur wenn sichergestellt ist, dass die Rettungswagen und Notärzte schnell durchkommen, kann Leben gerettet werden. Denn im Ernstfall kommt es auf jede Minute an.

Das Bilden der Rettungsgasse im Stau muss so selbstverständlich werden, wie der Griff zum Anschnallgurt“, so Grüttner in der Wache des DRK Rettungsdienstes Rhein-Main-Taunus in Wiesbaden. „Im Ernstfall entscheidet der Faktor Zeit über Leben und Tod. Den Einsatzkräften hilft es dann enorm, wenn die Rettungsgasse bereits besteht und nicht erst beim Eintreffen gebildet wird. Schließlich kann jeder von uns einmal auf schnelle Hilfe angewiesen sein. Es ist nicht nur eine Frage des Respekts, sondern eine Vorschrift der Straßenverkehrsordnung, eine Rettungsgasse bereits bei den ersten Anzeichen eines Staus zu bilden“, unterstrich Lachner den gemeinsamen Appell an die Bürgerinnen und Bürger.

Grüttner erläuterte, dass „leider immer wieder neue Phänomene beobachtet“ würden. So nehme bspw. das so genannte Windschattenfahren hinter Einsatzfahrzeugen zu. Er nannte ein solches Verhalten „inakzeptabel“ und „nicht nachvollziehbar“ und unterstützte daher den Vorstoß des Hessischen Innenministers Peter Beuth, ein „so rücksichtsloses Verhalten härter zu bestrafen und höhere Strafen anzusetzen. „Wir haben es nicht mit Kavaliersdelikten zu tun, vielmehr geht es vielfach um Leben und Tod“, so der Gesundheitsminister. Lachner stellte heraus, dass „leider viele Autofahrer einfach vergessen, rechtzeitig entsprechend Platz zu machen. Daher ist eine Sensibilisierung aller Verkehrsteilnehmer für die lebensrettende Rettungsgasse sehr wichtig.“

Das Team der DRK-Rettungswache um Geschäftsführer Manfred Stein und Vertreter des ADAC Abschleppdienstes erläuterten aus der Praxis ihre Erfahrungen und schilderten, wie es sich anfühlt, wenn man am Steuer und im Rettungswagen sitzt und nicht zum Unfallort kommt. „Für die Rettungskräfte ist es ein schlimmes Gefühl nach dem Einsatz zurückzukommen, wenn aufgrund fehlender Rettungsgasse die Rettung und Versorgung der Verletzten unnötig durch Verkehrsteilnehmer verzögert wurde. Wir helfen gerne, wenn sie uns lassen, unterstrich Manfred Stein.

Eugen Wagner, Mitarbeiter des Abschleppdienstes Hübinger, einem ADAC Mobilitätspartner: „Wir erleben es in unseren Einsätzen immer wieder, dass uns Autofahrer durch die Rettungsgasse hinterher fahren, weil sie denken, dass wir jetzt nur noch die Unfallstelle räumen und es dann sofort weitergeht.“
Diese Aussagen untermauern leider nur allzu bekannte Bilder – Rettungsfahrzeuge versuchen durch den Stau zum Unfallort zu kommen, mangels Rettungsgasse ist jedoch die Durchfahrt blockiert. Auch wenn Autofahrer in den bevorstehenden Sommerferien wieder im Stau stehen, werden viele zuerst an den eigenen Zeitverlust denken. Ist die Ursache für den Stau jedoch ein Unfall, darf es keinen Zeitverlust geben: Rettungskräfte müssen möglichst schnell am Unfallort eintreffen, um Verletzten zügig lebensrettende Hilfe leisten zu können.

Von besonderer Wichtigkeit ist daher die Bildung einer Rettungsgasse

Bereits bei stockendem Verkehr muss die Bildung einer Rettungsgasse angestrebt und offen gehalten werden. Wenn die Fahrzeuge dicht an dicht stehen ist es nicht mehr möglich, den Einsatzfahrzeugen rechtzeitig Platz zu machen. Nur Polizei- und Hilfsfahrzeuge dürfen die Rettungsgasse befahren. Allen anderen Kraftfahrern ist die Durchfahrt untersagt und wird bei Nichtbeachtung mit einem Bußgeld belegt.

Und so funktioniert die Rettungsgasse: Fahrzeuge auf der äußeren linken Spur müssen nach links, alle anderen Fahrzeuge orientieren sich nach rechts. Weitere Infos enthält die ADAC Broschüre: Bildung einer Rettungsgasse: So geht´s! Weitere Informationen erhalten Sie hier im Internet.

Der Gesundheitsminister dankte abschließend hessenweit allen Akteuren, die im „engeren und weiteren Sinne im Rettungsdienst tätig und an Rettungsaktionen beteiligt sind.“ „Sie alle leisten einen wichtigen Beitrag, Leben zu retten und Unfallopfer in Hessen gut zu versorgen.“

Und so liefen die ersten Ferienwochen:
Laut dem Hessischen Verkehrsministerium ist der erste Hauptreisetag am 30. Juni gut verlaufen und es wirkt sich positiv aus, dass die Ferienbeginne in den Bundesländern entzerrt wurden. Auf eine ganz aktuelle Umfrage des Hessischen Gesundheitsministeriums unter den Landkreisen und kreisfreien Städten (25 Leitstellen bei 26 Landkreisens und kreisfreien Städten) gingen bislang 16 Antworten ein, die folgendes Bild ergeben:

In den 16 Kreisen und kreisfreien Städten gab es in den ersten zwei Ferienwochen ca. 150 Rettungsdiensteinsätze auf Autobahnen. Es bestand also in einer Vielzahl von Fällen die Notwendigkeit, eine Rettungsgasse zu bilden. Die Zahl der Einsätze ist vergleichbar mit denen früherer Jahre. Die Zahlen steigen erfahrungsgemäß dort an, wo es aktuell Baustellen gibt.

Von der Hälfte der Träger wird berichtet, dass es aktuell wieder zu Behinderungen durch fehlende/unsachgemäße Rettungsgassenbildung kam. Es gibt durchaus den Eindruck, dass die Informationen des Landes zur Rettungsgasse greifen, aber noch viel Arbeit zu leisten ist, bis das Thema in den Köpfen verankert ist. Daher wird bei den Befragten die Notwendigkeit gesehen, die Rettungsgassenbildung als Dauerthema zu erhalten. Es wird darauf hingewiesen, dass einige Uneinsichtige oder Unbelehrbare reichen, das richtige Verhalten der übrigen Autofahrer durch Zufahren der Rettungsgasse zu unterlaufen, und es häufig vorkommt, dass eine gebildete Rettungsgasse nach der Durchfahrt des ersten Rettungswagens wieder geschlossen wird.


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