Nachhaltige Mobilitätswende braucht mehr Tempo
ADAC Mobilitätsindex: Thüringen sollte Ausbau der Elektromobilität in den Vordergrund stellen
Nach einem ersten Aufschlag in 2022 veröffentlicht der ADAC heute die zweite Ausgabe seines Mobilitätsindexes. In diesem werden die Pandemiejahre 2020 und 2021 mit Blick auf die Entwicklung nachhaltiger Mobilität untersucht. Die Ergebnisse lassen einen deutlichen Aufwärtstrend im Vergleich zu den Vorjahren erkennen. Dabei ist es jedoch wichtig zu reflektieren, dass die Coronamaßnahmen die individuelle Mobilität zeitweilig eingeschränkt haben.
Thüringen verbesserte sich
Durch seine zentrale Lage in Deutschland konnte Thüringen vom Infrastrukturausbau nach der Wiedervereinigung profitieren, gleichzeitig ist es mit Blick auf seine Fläche und die Bevölkerungszahl ein relativ kleines Flächenland, das im Bundesvergleich eine geringe Bevölkerungsdichte aufweist. Neben ausgedehnten ländlichen Gebieten besitzt Thüringen mit Gera, Erfurt, Weimar und Jena allerdings auch wirtschaftlich starke Regionen. In den Pandemiejahren 2020 und 2021 gelang es dem Bundesland seine Mobilitätsstrukturen zu verbessern und sich in Puncto Nachhaltigkeit positiv zu entwickeln. Der Landesindex stieg 2021 auf einen Wert von 112. Damit liegt Thüringen im Bundesdurchschnitt.
Gerade auf dem Land ist die Bevölkerung weiterhin in hohem Maße vom eigenen Pkw abhängig, das belegt unter anderem die relativ hohe Motorisierungsquote Thüringens. Für die Gebiete abseits der überregionalen Verkehrsachsen ist die Elektromobilität daher der Schlüssel zu einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung. Dafür muss Thüringen jedoch den Infrastrukturausbau z.B. mit einem flächendeckendem Ladestellennetzes mit mehr Nachdruck vorantreiben.
Ausbau der Infrastruktur notwendig
„Der Rückgang der Verkehrsnachfrage in 2020 und 2021 hat in Thüringen zu einer temporären Verschnaufpause auf den Straßen geführt. Insbesondere die Verkehrssicherheit verbesserte sich im Untersuchungszeitraum überdurchschnittlich, was vor allem auf das gesunkene Verkehrsaufkommen zurückzuführen ist,“ erklärt Wolfang Herda, Verkehrsexperte des ADAC Hessen-Thüringen.
Nachholbedarf besteht allerdings im Untersuchungsbereich „Verfügbarkeit“. Für die kommenden Jahre wird es eine Herausforderung sein, für alle Regionen des Landes nachhaltige Mobilitätsoptionen anzubieten. „Ein langfristiger Rückgang der CO2-Emissionen kann nur in Verbindung mit infrastrukturellen Verbesserungen im ÖPNV und dem Radverkehr einhergehen,“ so Wolfgang Herda. Die geringe Bevölkerungsdichte abseits der Großstädte wie Erfurt oder Weimar erschwert jedoch einen nachhaltigen Ausbau des ÖPNV-Angebots in diesen Regionen. „Mit Blick auf den ländlichen Raum muss der Ausbau alternativer Antriebstechnologie wie der Elektromobilität forciert werden, um alle Einwohnerinnen und Einwohner auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität gleichermaßen abzuholen,“ sagt der Verkehrsexperte Wolfgang Herda.
Mobilitätsindex kurz erklärt
Der ADAC Mobilitätsindex zeigt die Entwicklung nachhaltiger Mobilität in den fünf Bewertungsdimensionen Verkehrssicherheit, Klima / Umwelt, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Bezahlbarkeit. Da sich die Entwicklung regional teilweise erheblich unterscheidet, wurden zusätzlich Indizes für die 16 Bundesländer gebildet.
Mit dem ADAC Mobilitätsindex steht erstmals eine wissenschaftlich basierte Bewertungsgrundlage zur Verfügung, die Entwicklungen im Bereich der Mobilität anhand von 16 Leitindikatoren und weiteren 39 Indikatoren erfasst und transparent macht. Nachhaltigkeit wird dabei umfassend verstanden und berücksichtigt ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte. Der Index ermöglicht es Veränderungen dieser Bereiche im Zeitverlauf zu erfassen. Für das Basisjahr 2015 wurde dabei ein Indexwert von 100 gesetzt. Positive Entwicklungen werden dabei durch Abweichungen nach oben dargestellt, negative durch eine Senkung des Indexwerts.
Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität tritt Deutschland auf der Stelle. Zwar hat sich die Situation in den Jahren 2020 und 2021 deutlich verbessert und damit auch der ADAC Mobilitätsindex. Der Indexwert für die ganzheitliche Bewertung nachhaltiger Mobilität lag in 2021 bei 113. Dies war jedoch auf die vorübergehend geringere Verkehrsnachfrage durch die Corona-Pandemie zurückzuführen. Erzwungener Mobilitätsverzicht wie in den beiden Corona-Jahren hat jedoch keinen Bestand und ist keine realistische Option, um die Nachhaltigkeit der Mobilität dauerhaft zu verbessern. Vielmehr benötigt es neue Impulse aus Politik, Wirtschaft und privater Ebene, um dauerhaften Wandel herbeizuführen.
Ein Großteil der Daten wird aus öffentlich zugänglichen Statistiken gewonnen. Quellen sind unter anderem das Statistische Bundesamt, das Kraftfahrt-Bundesamt und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.
Mehr Informationen zu den Ergebnissen für Thüringen finden Sie unter: https://www.adac.de/verkehr/standpunkte-studien/mobilitaets-trends/mobilitaetsindex-thueringen/
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