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Hansa | 23.06.2017

Luftreinhalteplan Hamburg: Autofahrer zahlen Zeche für Versäumnisse der Industrie und Politik

Hamburg – Der vorgestellte Luftreinhalteplan des Senats sieht unter anderem Einschränkungen für Diesel-PKW vor. Deren Besitzer müssen auch mit finanziellen Nachteilen rechnen.

Der vom Senat vorgelegte Luftreinhalteplan beschreibt umfangreiche Maßnahmen, mit denen die Stickoxidwerte an stark belasteten Straßen unter den Grenzwert von 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft (Jahresmittelwert) gesenkt werden sollen.

Neben Maßnahmen, die den Öffentlichen Nahverkehr sowie die Hafenwirtschaft betreffen, wurden auch Durchfahrtsbeschränkungen für den Individualverkehr in der Stresemannstraße und der Max-Brauer-Allee verankert. Während das Fahrverbot in der Stresemannstraße nur für ältere LKW gilt, soll zukünftig in der Max-Brauer-Allee auf einem 600 Meter langen Abschnitt nur noch Diesel-PKW Durchfahrt gewährt werden, die der Abgasnorm Euro 6 entsprechen.

In Hamburg betrifft das über 200.000 Fahrzeuge, die zum Teil noch keine zwei Jahre alt sind. „Da Anwohner und Anlieger von den Fahrverboten ausgenommen werden sollen, sind die Einschränkungen in der Praxis zwar ärgerlich, aber das geringere Übel“, meint Ingo Meyer, Vorstandsvorsitzender des ADAC Hansa e.V. Schließlich seien in Städten wie Stuttgart oder München weitreichendere Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge geplant bzw. angedacht. Doch selbst ein „Fahrverbot light“ kommt den Hamburger Dieselfahrer teuer zu stehen. „Für sie kommt das böse Erwachen spätestens, wenn sie ihr Auto verkaufen wollen. Denn wer möchte schon ein Auto haben, dass er nicht uneingeschränkt nutzen kann?“

Für Meyer werden damit die Falschen an den umweltpolitischen Pranger gestellt. „Viele Autofahrer haben sich bewusst für einen Diesel entschieden, weil er eben aufgrund seines Verbrauchsvorteils als besonders umweltfreundlich galt.“ Der ADAC hätte schon seit Jahren über erhöhte Abgaswerte berichtet. Doch Politik und Behörden hätten zu lange vor dem Offensichtlichen die Augen verschlossen. „Nun soll der Autofahrer allein für den Etikettenschwindel der Hersteller und die mangelnden Kontrollen der Behörden zahlen. Das kann nicht sein.“

Stattdessen müsse das Problem an der Wurzel angepackt und sichergestellt werden, dass die Autos nicht nur im Labor, sondern auch auf der Straße sauber seien. Beim ADAC EcoTest 2017 zeigte sich, dass fabrikneue Euro 6 Fahrzeuge zum Teil mehr Stickoxide ausstoßen als ältere Euro 5 Diesel. Aus diesem Grund seien die diskutierten Beschränkungen fachlich nicht nachvollziehbar.

Größeres Potential hätte dagegen eine Verflüssigung des Verkehrs durch den Einsatz von Grünen Wellen und intelligenten Verkehrsleitsystemen, mit denen laut einer ADAC Untersuchung in Zusammenarbeit mit der TU München die Stickoxidemissionen um 33% gesenkt werden können.


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