Die Seite benötigt aktiviertes Javascript! Wie Sie JavaScript in Ihrem Browser aktivieren

Hansa | 16.01.2020

Autofreie Innenstadt: Hamburg braucht Verkehrspolitik mit Sachverstand

Eine neue Volksinitiative fordert ein komplettes Fahrverbot in der Hamburger Innenstadt. Der ADAC befürwortet eine Reduzierung des innerstädtischen Autoverkehrs, warnt jedoch vor populistischen Forderungen.

 In Hamburg herrscht ein breiter gesellschaftlicher Konsens, dass die Mobilität in Hamburg Anbetracht verstopfter Straßen und Klimakrise sich ändern muss. Die Wahlprogramme nahezu aller Parteien sehen u.a. eine Förderung des Radverkehrs sowie den massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) vor. Ziel ist es, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs weiter zurück zu drängen.

„Auch der ADAC hat sich vom Autofahrer-Verein zu einem Mobilitätsclub gewandelt, der die Interessen aller Verkehrsteilnehmer im Blick hat,“ erklärt Ingo Meyer, Vorstandsvorsitzender des ADAC Hansa. Nicht umsonst würden in der Stadt ADAC gebrandete S-Bahnen für den Umstieg werben.

Doch die Forderungen der neuen Volksinitiative „Klimawende jetzt – Autos raus aus der Hamburger Innenstadt“ kann Meyer nicht unterstützen. Nach Plänen der Initiatoren sollen flächendeckende Fahrverbote auch wichtige Verkehrsrouten betreffen. „Auf der Willy-Brandt Straße oder Lombardsbrücke sind täglich über 50.000 PKW und LKW unterwegs. Die können nicht von heute auf morgen einfach verschwinden,“ gibt der Vorstandsvorsitzende zu bedenken.

Meyer verweist dabei auf die Zahlen: „In Hamburg werden jeden Tag über 38 Millionen Personenkilometer mit dem Auto zurückgelegt. Der öffentliche Nahverkehr schafft rund 26 Millionen Personenkilometer während mit dem Fahrrad 3,4 Millionen Personenkilometer zurückgelegt werden. Wie wollen wir in Anbetracht überfüllter S-Bahnen und überlasteter Buslinien das Auto so schnell ersetzen? Wie sollen die Menschen weiter in die Stadt, zu ihrer Arbeitsstelle kommen?“

Auch wenn die Antwort für viele unbefriedigend ist, so brauchen Veränderungen in der Verkehrspolitik ihre Zeit – selbst wenn die Weichen hierzu bereits gestellt sind. Radwege müssen geplant und umgesetzt werden, neue U- und S-Bahnlinien brauchen jahrelange Vorlaufzeiten.

Eine totale Sperrung der Innenstadt hätte daher fatale Folgen. „Nicht umsetzbare Forderungen gefährden den gesellschaftlichen Konsens und nützen letztlich nur den Populisten.“

Auch wenn in der Innenstadt der ÖPNV gut ausgebaut sei und man viele Wege auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen könne, so müsse man doch alle Hamburger im Blick haben. „Im Umland bleibt das Auto für viele vorerst unverzichtbar, um Beruf, Familie und Freizeit unter einen Hut zu bekommen.“

Das bedeute jedoch nicht, dass der Status quo unantastbar sei. Auch Umwidmungen von einzelnen Straßen sind heute schon möglich. „Doch sie müssen in ein Gesamtkonzept eingebettet sein und die Bedürfnisse der einzelnen Zielgruppen wie Anwohner und Gewerbetreibende im Blick behalten“, erklärt Meyer.


Bild herunterladen