Brücken-Debakel A100: ADAC Berlin-Brandenburg kritisiert Fehlplanung und warnt vor Verkehrskollaps
Für den ADAC Berlin-Brandenburg ist die Brückensperrung der A100 die logische Konsequenz einer jahrelangen fehlerhaften Verkehrspolitik. Der Mobilitätsclub fordert konkrete Maßnahmen für Gegenwart und Zukunft.
Berlin steht vor einem Verkehrskollaps: Die Vollsperrung der Ringbahnbrücke an der A100 trifft die Hauptstadt an einem neuralgischen Punkt. Täglich nutzen mehr als 200.000 Fahrzeuge das Autobahndreieck Funkturm – eine der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt. Dass es nun zur Sperrung kommt, ist die logische Konsequenz jahrelanger Versäumnisse: Marode Brücken wurden trotz bekannter Mängel nicht rechtzeitig saniert.
Schon 2023 war klar, dass etwa jede zehnte der 1.100 Berliner Brücken (für 835 davon ist der Senat verantwortlich) dringend instandgesetzt werden muss. Jetzt zeigt sich, was es bedeutet, Infrastrukturprobleme auszusitzen. "Die Sperrung der Ringbahnbrücke ist kein plötzliches Ereignis, sondern das Ergebnis jahrelanger Versäumnisse der Berliner Verkehrspolitik. Was jetzt droht, ist ein Verkehrskollaps mit weitreichenden Folgen für alle Verkehrsteilnehmenden. Berlin braucht dringend eine Priorisierung bei der Brückensanierung, beschleunigte Bauprozesse und eine effiziente Koordination der Verkehrsströme. Weiteres Zögern kann sich Berlin nicht leisten", so Martin Koller, Verkehrsvorstand im ADAC Berlin-Brandenburg.
Fehlplanung verschärft aktuelle Verkehrssituation – Alternativkonzept fehlt
Der Riss in der Brücke war keine plötzliche Entdeckung, sondern seit Jahren bekannt. Dennoch wurde die dringend notwendige Sanierung immer wieder aufgeschoben, um sie mit anderen Baumaßnahmen zu koordinieren. Eine riskante Strategie, die sich nun rächt: Der Berliner Verkehr gerät ins Wanken.
Trotz der absehbaren Sperrung gibt es nach aktuellem Stand des ADAC Regionalclubs kein umfassendes Konzept, um die Verkehrsauswirkungen effektiv abzufedern. Bereits heute waren die Folgen spürbar:
- Starke Ausweichverkehre über Halensee, Kurfürstendamm, Hohenzollerndamm und Tegeler Weg belasten Wohngebiete erheblich.
- Verkehrsverlagerung auf die A103 und tief ins Stadtzentrum hinein.
- Belastung auf den Bundesstraßen im Süden Berlins und auf der südlichen A10 nimmt dramatisch zu.
Brückenstrategie muss Priorität haben
Die aktuelle Lage verdeutlicht, dass Berlin dringend eine strategische Neuausrichtung im Brückenmanagement braucht. Seit 2023 gibt es verstärkte Bemühungen, Brückenbaumaßnahmen zu priorisieren. Diese sind nach Ansicht des ADAC Berlin-Brandenburg allerdings nicht ausreichend.
Brücken sind die Achillesferse der Berliner Verkehrsinfrastruktur. Ohne eine langfristige und konsequente Sanierungsstrategie sind weitere Sperrungen mit gravierenden Folgen für die gesamte Stadt nur eine Frage der Zeit.
Forderungen zur Entschärfung der Verkehrssituation
Um das Verkehrschaos abzumildern und zukünftige Engpässe zu vermeiden, fordert der Mobilitätsclub folgende Maßnahmen:
- Besseres Baustellenmanagement: Eine enge Abstimmung zwischen Senat, Bezirken und der Autobahn GmbH muss sicherstellen, dass alternative Routen effizient genutzt werden können.
- Digitale Leitsysteme: Verkehrsströme müssen durch intelligente Steuerung gezielt umgeleitet werden.
- Beschleunigte Bauprozesse: Schichtbetrieb und optimierte Abläufe sind notwendig, wenn ein wirtschaftliches Gesamtinteresse besteht.
- Transparente Kommunikation: Verkehrsteilnehmende müssen frühzeitig und umfassend informiert werden.
- Stärkung des ÖPNV: Der Ausbau von P+R-Plätzen und Sharing-Angeboten kann den Individualverkehr entlasten.
- Mehr Verkehrssicherheit in Baustellenbereichen: Unfälle müssen durch bessere Markierungen und angepasste Verkehrsregelungen verhindert werden.
“Die aktuelle Krise zeigt, dass eine vorausschauende Infrastrukturpolitik keine Option, sondern eine Notwendigkeit ist. Berlin darf nicht von Sperrung zu Sperrung taumeln – es braucht ein nachhaltiges Konzept, um die Stadt vor einem Verkehrsinfarkt zu bewahren”, so Martin Koller.
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