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Berlin-Brandenburg | 21.02.2022

Nachhaltige Mobilität: Berlin mit Nachholbedarf, Brandenburg ohne Fortschritt

Neuer ADAC Mobilitätsindex gibt wissenschaftliche Bewertungsgrundlage für nachhaltige Mobilität

Mobilität und Verkehr sauber, sicher und zukunftsfähig zu gestalten haben sich die Länder Berlin und Brandenburg seit langem vorgenommen. Dass bisher konkrete Umsetzungen zur Zielerreichung fehlen und die Regionen in Bezug auf Nachhaltigkeit nicht gut aufgestellt sind, zeigt die Auswertung des neuen ADAC Mobilitätsindexes.

Demnach schneidet Berlin im Gesamtindex aufgrund von Unfällen, Staus und einer negativen Umwelt- und Klimabilanz sogar schlechter ab als der Bundesdurchschnitt. Brandenburg konnte wegen stauanfälliger Autobahnen und einer schlechten Erreichbarkeit in der Fläche ebenfalls wenig in Richtung nachhaltiger Mobilität bewegen.

Diese Aussagen basieren auf dem ADAC Mobilitätsindex - einer wissenschaftlich fundierten Bewertungsgrundlage, die die Entwicklung nachhaltiger Mobilität für Deutschland und seine Bundesländer anhand von fünf Dimensionen abbildet: Verkehrssicherheit, Umwelt & Klima, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit sowie Bezahlbarkeit. Ausgedrückt wird das Ergebnis in einer einzigen Kennzahl. Dieser Wert ermöglicht Rückschlüsse darauf, ob sich die Nachhaltigkeit der Mobilität verbessert oder verschlechtert hat.

Berlin mit Rückschritt bei nachhaltiger Mobilität

Berlin weist traditionell mit Abstand die niedrigste Motorisierungsquote bei gleichzeitig niedrigster durchschnittlicher Fahrleistung aller Bundesländer auf (330 Pkw auf 1000 Einwohnende, 9.531 km/Pkw/Jahr). Im Saarland sind es zum Vergleich 645 Pkw auf 1000 Einwohnende und 11.700 Kilometer Fahrleistung. Ein Fortschritt in Richtung einer nachhaltigen Mobilität ist in Berlin aber nicht auszumachen; im Vergleich zu 2015 zeigt der neue Gesamt-Indexwert von 99 Punkten sogar einen leichten Rückschritt an (Ausgangswert 2015: 100 Punkte).

Der ADAC Mobilitätsindex zeigt, dass sich die Teilindexwerte für Verkehrssicherheit sowie Klima & Umwelt entgegen dem Bundestrend verschlechterten. Bei der Verkehrssicherheit schlägt negativ zu Buche, dass nicht nur die Anzahl der Unfälle, sondern auch die Zahl der Schwerverletzten spürbar zunahmen.

Gleichzeitig zeigt sich, dass Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen des Verkehrs pro Kopf stiegen und die Zahl der von Verkehrslärm betroffenen Menschen deutlich zunahm. Die Stickstoffdioxid-Belastung ging in Berlin zwar zurück; dieser Rückgang war aber im Vergleich zu anderen Ländern unterdurchschnittlich. Im Gesamtergebnis verschlechterte sich Berlin ebenfalls in der Bewertungsdimension Zuverlässigkeit, wenn auch weniger schlecht als der Bundesdurchschnitt. Positiv entwickelte sich lediglich die Dimension Bezahlbarkeit.

Für Volker Krane, Vorstand für Verkehr im ADAC Berlin-Brandenburg, ist Berlins Abschneiden im Mobilitätsindex ernüchternd, aber nicht überraschend: „Die Zahlen unterstreichen, was wir schon lange beobachten und kritisieren: Berlin hat eklatante Mängel in puncto Verkehrssicherheit, die kein weiteres Zögern erlauben und beseitigt werden müssen. Jetzt ist Handeln gefragt, um infrastrukturelle Mängel zu beheben und den Verkehr vor allem für Radfahrende und zu Fuß Gehende sicherer zu machen.“

Brandenburg mit Licht- und Schatten

Das flächenmäßig große Brandenburg weist die zweitgeringste Bevölkerungsdichte aller Bundesländer auf. Die geringe Siedlungsdichte und die großen Entfernungen in der Fläche erschweren den wirtschaftlichen Betrieb eines leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Entsprechend verzeichnet Brandenburg nach Schleswig- Holstein und dem Saarland auch das geringste ÖPNV-Angebot an gefahrenen Platzkilometern pro Kopf auf. Daraus resultiert eine erhebliche Autoabhängigkeit, was sich in einer überdurchschnittlich hohen Motorisierungsquote zeigt.

„Brandenburg hat es wie andere Flächenländer schwer, ländliche Regionen erfolgreich anzubinden. Um das zu ändern, sollten Maßnahmen definiert und mit den richtigen Prioritäten umgesetzt werden. Ein wichtiger erster Schritt wäre es, die Abhängigkeit vieler Pendler und Pendlerinnen vom Auto durch ein größeres Park & Ride-Angebot zu verringern“, fasst Krane zusammen.

Seit 2015 bewegt sich Brandenburg kaum in Richtung einer nachhaltigeren Mobilität und konnte seinen Gesamt-Indexwert minimal um zwei Punkte auf 102 steigern (Ausgangswert 2015: 100 Punkte). Der leichte Anstieg basiert auf den im Vergleich zum Bund besseren Ergebnissen im Bereich Verkehrssicherheit durch die gesunkene Anzahl der Verkehrstoten sowie einer positiven Bewertung im Bereich Umwelt und Klima. Nach unten gezogen wird der Landesindex durch das Staugeschehen auf den brandenburgischen Straßen, das sich seit 2015 sogar verdoppelt hat.

So sieht es in Gesamt-Deutschland aus

Der Verkehr in Deutschland ist in den vergangenen Jahren nicht nachhaltiger geworden, positive Entwicklungen in einigen Bereichen wurden von negativen in anderen kompensiert. Danach hat Deutschland zwar leichte Fortschritte beim Umweltschutz und bei der Verkehrssicherheit gemacht; diese wurden durch Rückschritte bei der Zuverlässigkeit der Verkehrssysteme wieder aufgehoben. Der Indexwert für die ganzheitliche Bewertung nachhaltiger Mobilität liegt damit für das Jahr 2019 bei 100 Punkten – und damit beim gleichen Wert wie 2015, dem Basisjahr des Indexes.

Über den ADAC Mobilitätsindex

Mit dem ADAC Mobilitätsindex steht erstmals eine wissenschaftlich basierte Bewertungsgrundlage zur Verfügung, die Entwicklungen im Bereich der Mobilität anhand von 16 Leitindikatoren und weiteren 39 Indikatoren erfasst und transparent macht. Nachhaltigkeit wird dabei umfassend verstanden und berücksichtigt ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte. Der Mobilitätsindex bildet diese durch die Dimensionen Verkehrssicherheit, Umwelt & Klima, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit sowie Bezahlbarkeit ab.

Ein Großteil der Daten wird aus öffentlich zugänglichen Statistiken gewonnen. Quellen sind unter anderem das Statistische Bundesamt, das Kraftfahrt-Bundesamt und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. 2019 ist der Datenstand für die Erstveröffentlichung des ADAC Mobilitätsindexes.
 

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