„Gefahrenpunkt Kreuzung 2.0“ – Der tote Winkel der Berliner Verkehrspolitik
ADAC Berlin-Brandenburg stellt auch drei Jahre nach seiner ersten Erhebung zahlreiche Mängel an unfallträchtigen Kreuzungen in Berlin fest.
Wenige Tage vor dem wake-up call des ADAC Berlin-Brandenburg feierte Berlin den 100. Geburtstag seiner ersten Ampelanlage am Potsdamer Platz. Seitdem ist die Verkehrspolitik der deutschen Hauptstadt zwar nicht vollends zum Stillstand gekommen, aber zumindest die letzten drei Jahre hat die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt die Sicherung von Kreuzungen schleifen lassen.
Anders kann der ADAC Regionalclub die neuesten Befunde an den unfallträchtigsten Kreuzungen der Stadt nicht erklären, die er an diesem Dienstag, dem 17. Dezember, in einem Pressegespräch vorstellte. Immerhin hatte der Mobilitätsclub bereits vor drei Jahren den Zustand vieler Kreuzungen aus denselben Gründen kritisiert.
Vernachlässigte Infrastruktur – hohe Risiken für alle Verkehrsteilnehmenden
Neue Daten aus der Polizeistatistik verdeutlichen, dass bestimmte Kreuzungen in der Hauptstadt regelrechte Unfallschwerpunkte darstellen, die dringend entschärft werden müssen. Besonders besorgniserregend sind die Vorfälle am Schlesischen Tor, am Innsbrucker Platz, am Hauptbahnhof und am Alexanderplatz, wo es in den letzten Jahren zu einer hohen Anzahl schwerer Unfälle gekommen ist.
Am Frankfurter Tor wurde seit der ersten ADAC Kritik mit der Färbung der Radstreifen punktuell reagiert, wodurch die Unfälle um rund 25 Prozent zurück gingen. An anderen Stellen jedoch sorgen – wie auch schon 2021 – unübersichtliche Verkehrsführungen, unzureichende Radwege und problematische Kreuzungsdesigns für eine hohe Unfallgefahr. Am Schlesischen Tor verschärfen das U-Bahn-Viadukt und die enge Straßenführung die ohnehin gefährliche Situation noch zusätzlich. Überholfehler, zu geringer Sicherheitsabstand und Missverständnisse aufgrund der unklaren Verkehrsführung sind häufige Unfallursachen. Reaktionen seit 2021? Fehlanzeige!
Oft reicht schon ein Topf Farbe
Seit Jahren weist der ADAC Berlin-Brandenburg auf die gravierenden Mängel an diesen Unfallschwerpunkten hin, darunter erhebliche Fahrbahnschäden, schlecht sichtbare Radfahrer-Ampeln und unzureichende Beleuchtung. Trotz wiederholter Warnungen und Forderungen nach Verbesserungen wurden viele der notwendigen Maßnahmen nur schleppend oder gar nicht umgesetzt. Martin Koller, Vorstand für Verkehr im ADAC Berlin-Brandenburg: „Solange eine Gefahrensituation in Berlin mit so einfachen Mitteln wie Farbe, dem Versetzen einer Linie oder dem Aufstellen eines Verkehrsschildes nur ansatzweise entschärft werden kann, muss sich der Berliner Senat Kritik gefallen lassen.“
Der ADAC Berlin-Brandenburg fordert daher die sofortige und entschlossene Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen an den Unfallschwerpunkten. „Es ist inakzeptabel, dass Kreuzungen wie das Schlesische Tor und der Innsbrucker Platz, die seit Jahren als gefährlich bekannt sind, weiterhin einen Unfallschwerpunkt darstellen. Die aktuellen Unfallzahlen und die hohe Anzahl betroffener Verkehrsteilnehmender zeigen, dass es hier um mehr als nur Infrastruktur geht – es geht um Menschenleben”, so Koller weiter.
Der ADAC Berlin-Brandenburg appelliert an die Berliner Politik und die zuständigen Behörden, die im Mobilitätsgesetz vorgesehenen Maßnahmen zur Entschärfung dieser Unfallschwerpunkte endlich zügig umzusetzen. Verkehrsvorstand Martin Koller: „Verkehrspolitik ist ein nie endendes Projekt, das Weitsicht braucht und nicht von Legislaturperioden beeinflusst werden darf. Verzögerungen und halbherzige Maßnahmen zur Entschärfung von Gefahrenstellen müssen ein Ende haben, denn nur durch konsequente und schnelle Veränderungen kann die Verkehrssicherheit in Berlin nachhaltig verbessert werden.”
Presse Ansprechpartner