Friedrichstraße autofrei – Auf den Versuch kommt es an
Das Pilotprojekt einer autofreien Friedrichstraße spaltet die Gemüter. Der ADAC Berlin-Brandenburg begrüßt den Versuch unter Voraussetzung einer umfänglichen Evaluation. In Punkto Verkehrssicherheit sieht der Club Optimierungsbedarf.
Bereits vor knapp 4 Jahren hat der ADAC Berlin-Brandenburg den Vorschlag einer autofreien Friedrichstraße ins Spiel gebracht. Am 29. August wird die Idee nun für zunächst sechs Monate Wirklichkeit. Der ADAC Regionalclub fordert eine umfangreiche und vorbehaltlose Evaluation des Projekts.
„Eine Verkehrsberuhigung allein ist kein Erfolgsrezept für die Belebung von Kiezen. In Kombination mit weiteren Maßnahmen kann ein solches Verkehrskonzept aber durchaus zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität beitragen“, sagt Volker Krane, Verkehrsvorstand im ADAC Berlin-Brandenburg. Wichtigste Maßgabe dabei sei die fachliche Begleitung und sachliche Auswertung des Projekts. Dabei müssen Anwohner und Gewerbetreibende ebenso mitgenommen werden wie Fachexperten und Verbände. Neben den wirtschaftlichen Aspekten müsse außerdem ein Augenmerk auf den Auswirkungen auf den Verkehr in dem und um den betroffenen Abschnitt liegen.
Bauchschmerzen macht dem Club derzeit die Fahrradtrasse, die mitten durch die autofreie Strecke führt und der ursprünglichen Idee einer klassischen Fußgängerzone zwei gelbe Striche durch die Rechnung macht. Mehr als 400 Radfahrer pro Stunde waren hier bereits Tage vor Beginn des Pilotprojekts zu Spitzenzeiten unterwegs. „Für Gehör- und Sehbehinderte, aber auch für ältere Menschen und Kinder kann der Radweg zum Sicherheitsproblem werden“, prognostiziert Volker Krane und fordert besondere Rücksichtnahme. Durch die Verkehrsbeschilderung von 20 km/h könnten sich Radfahrer ermutigt fühlen, hier besonders zügig zu fahren. Im Falle einer langfristigen Etablierung des Projekts schlägt der Club daher eine niedrigere Geschwindigkeitsbegrenzung und die deutlichere Trennung der Wege vor.
Ob so das Pilotprojekt der autofreien Friedrichstraße aufgeht, hängt dem ADAC Berlin-Brandenburg zufolge von zahlreichen individuellen Faktoren ab. Die Lage und Anbindung spielen eine zentrale Rolle, ebenso wie der Mix an Handel und Gastronomie, Besonderheiten des Kiezes und die Akzeptanz der Anlieger. „Eine Blaupause für eine erfolgreiche Einkaufsstraße gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, jetzt so viele Erkenntnisse wie möglich aus diesem Projekt zu sammeln“, resümiert der ADAC Verkehrsvorstand.
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