Fernbus-Boom, aber nur wenige deutsche Fernbusbahnhöfe kundenfreundlich
Berlin-Südkreuz punktet im ADAC Test in Sachen Zugänglichkeit und Komfort / Defizite in Ausstattung und Fahrgast-Information
Deutschlands Fernbusbahnhöfe können mit dem boomenden Linienverkehr bislang nicht Schritt halten – und bleiben oftmals noch hinter den Erwartungen und Bedürfnissen der Fahrgäste zurück. Dieses Ergebnis zeigt der erste ADAC Test von insgesamt zehn hoch frequentierten deutschen Fernbusbahnhöfen.
Unter den Testkandidaten schneidet der Fernbusbahnhof in Berlin-Südkreuz mit der Note „ausreichend“ ab und liegt damit im Mittelfeld. Geprüft wurden 60 unterschiedliche Merkmale und Kriterien in den Kategorien Ausstattung, Zugänglichkeit, Sicherheit, Information und Komfort.
In der Kategorie Zugänglichkeit erfüllte der Berliner Fernbusbahnhof alle Prüfkriterien und erreichte als einziger die höchstmögliche Punktzahl. Die direkte Anbindung an den Fernbahnhof, ausreichend Park- sowie Kiss-and-Ride-Plätze, Car- und Bike-Sharing-Stationen, eine Autovermietung sowie abschließbare Fahrradstellplätze erlauben Passagieren eine bequeme An- und Weiterreise mit allen Verkehrsmitteln.
Auch die Barrierefreiheit trägt positiv zum Testergebnis bei. Ein taktiles Leitsystem verbindet den Eingangsbereich des Bahnhofs mit dem Wartebereich und dem Bussteig. Zudem sorgen Rolltreppen und ein verglaster Aufzug für bequeme und barrierefreie Zugänge.
Im Bereich Komfort gehört Berlin-Südkreuz ebenfalls zu den Klassenbesten im ADAC Test. Punkte gab es unter anderem für das Gastronomie-Angebot, die Einkaufsmöglichkeiten und Gepäckschließfächer sowie für den kostenfreien Wlan-Zugang. Dabei profitiert der Busbahnhof von der vorhandenen Infrastruktur des DB-Bahnhofs Südkreuz.
Punktabzüge gab es hingegen in der Kategorie Information. Hinweise zu An- und Abfahrtzeiten sowie den Reisezielen waren nur einer Anzeige im Wartebereich zu entnehmen, nicht jedoch am Bussteig selbst. Auch Auskünfte zu Haltepositionen und Verspätungen der Busse suchten die Tester hier vergeblich. Hier sollte dringend nachgebessert werden. Über eine eigene Internetseite mit aktuellen Reiseinformationen verfügt der Fernbusbahnhof nicht.
Ebenso ärgerlich für Fernbusreisende: Die Bussteige sind weder wettergeschützt erreichbar, noch überdacht. Auch der Zugang zu den Toiletten ist nicht ordentlich ausgeschildert. Negativ in die Gesamtwertung fiel auch die Tatsache, dass an keinem der Bussteige Defibrillatoren für die Erste Hilfe bei Herzstillstand aufzufinden waren.
Zusammenfassung der Testergebnisse:
Getestet wurden im Juni und Juli 2016 Fernbusbahnhöfe in Bremen (ZOB), Dortmund (ZOB), Göttingen (ZOB), Hamburg (Bus-Port ZOB), Hannover (ZOB), Mannheim (Busbahnhof), München (ZOB), Rostock (ZOB), Stuttgart (SAB) und Berlin (Südkreuz). Der Berliner ZOB wurde zum Testzeitpunkt umgebaut und konnte deshalb nicht in das Programm aufgenommen werden.
Nur vier Bahnhöfe schnitten mit der Note „gut“ ab, darunter der Spitzenreiter und Testsieger SAB in Stuttgart. Schlusslicht im Vergleich ist der ZOB in Göttingen, der in nahezu allen Kategorien große Mängel aufwies. Der Fernbusmarkt hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt als die zugehörige Infrastruktur. Die getesteten Angebote der Städte bilden derzeit nicht die Mobilitätsbedürfnisse und Wünsche der Fahrgäste ab. An vielen Stellen sollte dringend nachgebessert werden.
Presse Kontakt