Bike+Ride-Anlagen im Test: Berliner Umland fehlt gewisses Extra
Deutschlandweiter ADAC Test an 80 Bahnhöfen: Oft freie Plätze, aber häufig eng und nicht überdacht. Neun Anlagen im Berliner Umland solide mit Noten zwischen „sehr gut“ und „ausreichend“ – ADAC Fazit: Keine Zeit für Schulterklopfen
Viele Pendlerinnen und Pendler im Umland von Großstädten legen eine Teilstrecke mit dem Fahrrad zurück und nutzen anschließend den ÖPNV. Doch dazu brauchen sie gute Möglichkeiten, um ihr Fahrrad am Bahnhof bequem und sicher abzustellen.
Entscheidend für die Akzeptanz von Bike+Ride-Anlagen sind laut ADAC Umfrage die Lage, Ausstattung, freie Kapazitäten und zusätzliche Extras wie Schließfächer oder Ladestationen für E-Bikes. Der ADAC hat sich 80 Bike+Ride-Anlagen im Einzugsgebiet von zehn deutschen Großstädten mit hohem Pendlervolumen (Berlin, Bremen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Kiel, Köln, Leipzig, München und Stuttgart) unter diesen Gesichtspunkten angeschaut.
Mit Wusterhausen (Dosse), Hoppegarten, Mühlenbeck-Mönchmühle, Zepernick, Michendorf, Zossen, Erkner, Brieselang und Zeuthen wurden auch neun Anlagen im Umland Berlins* getestet. Zwar konnte keine der Abstellmöglichkeiten mit einem umfangreichen Angebot wie etwa Schließfächern, abschließbaren Fahrradboxen oder Wartungsstationen punkten, doch schnitt Wusterhausen (Dosse) dank Top-Leistungen in den anderen drei Kategorien Lage, Ausstattung und Freie Kapazität** dennoch mit einem „sehr gut“ ab.
Berliner Umland auf einem guten Weg
Ein „gut“ schafften die Bahnhöfe Hoppegarten, Michendorf, Mühlenbeck-Mönchmühle und Zepernick. Die vier anderen Anlagen bekamen mit einem „ausreichend“ die schlechteste Note in der Region, wobei Zossen ein „gut“ nur knapp verpasste. Obwohl keine Anlage als „mangelhaft“ oder „sehr mangelhaft“ eingestuft wurde, liegt die Region Berlin-Brandenburg mit 55 Prozent sehr guter und guter Anlagen unter dem bundesweiten Wert von 70 Prozent.
„Von den rund 300.000 Pendlerinnen und Pendlern zwischen Berlin und Brandenburg nutzen viele immer noch das Auto für ihren Arbeitsweg. Um sie zu einem klimafreundlicheren Verhalten zu motivieren, müssen Anreize geschaffen werden, die auch den Weg zur Bahn einschließen. Wir begrüßen daher die Förderung von Bike+Ride-Anlagen. Aber unser Test zeigt auch: Da geht noch mehr!“, ordnet Martin Koller, Vorstand für Verkehr im ADAC Berlin-Brandenburg, die Ergebnisse ein.
ADAC Empfehlungen an Betreiber und Politik
Bike+Ride-Anlagen sollten:
- möglichst nah an Bahnhofszugängen liegen
- überdacht sein
- komfortables, kipp- und diebstahlsicheres Abstellen der Räder ermöglichen
- genügend Abstellplätze bieten
- ausreichend abschließbare Fahrradboxen/Fahrradgaragen für hochwertige Räder haben
- idealerweise E-Lademöglichkeiten, Schließfächer, Wartungsstationen sowie Abstellplätze für Lastenräder und Fahrradanhänger haben
- mindestens zwei Mal jährlich von Schrotträdern befreit werden
- regelmäßig auf ihre Auslastung überprüft werden
- überall dort eingerichtet werden, wo die Chance für einen Umstieg vom Auto auf die Kombination Fahrrad+Bahn besonders groß sind
- weiterhin gefördert werden.
Details zu den Anlagen um Berlin
Wusterhausen Dosse – Gesamtnote: sehr gut
- Lage: sehr gut
- Ausstattung: sehr gut
- Freie Kapazität: sehr gut
- Sonderausstattung: sehr mangelhaft
- Anmerkung: Die Anlage war (auch bei einem Nachtest) mit Bauzäunen versehen, schlecht zugänglich und hatte keine Auslastung. Laut Betreiber soll die uneingeschränkte Nutzung voraussichtlich in diesem Herbst möglich sein.
Hoppegarten – Gesamtnote: gut
- Lage: sehr gut
- Ausstattung: gut
- Freie Kapazität: sehr gut
- Sonderausstattung: sehr mangelhaft
Mühlenbeck-Mönchmühle – Gesamtnote: gut
- Lage: sehr gut
- Ausstattung: gut
- Freie Kapazität: sehr gut
- Sonderausstattung: sehr mangelhaft
Zepernick – Gesamtnote: gut
- Lage: sehr gut
- Ausstattung: ausreichend
- Freie Kapazität: sehr gut
- Sonderausstattung: sehr mangelhaft
Michendorf – Gesamtnote: gut
- Lage: gut
- Ausstattung: gut
- Freie Kapazität: sehr gut
- Sonderausstattung: sehr mangelhaft
Zossen – Gesamtnote: ausreichend
- Lage: sehr gut
- Ausstattung: gut
- Freie Kapazität: ausreichend
- Sonderausstattung: sehr mangelhaft
- Anmerkung: Eine alte Anlage war zum Testzeitpunkt bereits abgerissen und konnte daher nicht gewertet werden. Ob und wann es eine neue Anlage geben wird, ist bislang unklar.
Erkner – Gesamtnote: ausreichend
- Lage: ausreichend
- Ausstattung: gut
- Freie Kapazität: sehr gut
- Sonderausstattung: sehr mangelhaft
- Anmerkung: Laut Betreiber wird derzeit eine neue Anlage inklusive Fahrradboxen, Wartungsstation zum Selfservice und E-Lademöglichkeiten gebaut, die Ende November 2024 fertiggestellt werden soll.
Brieselang – Gesamtnote: ausreichend
- Lage: sehr gut
- Ausstattung: sehr mangelhaft
- Freie Kapazität: sehr gut
- Sonderausstattung: sehr mangelhaft
Zeuthen – Gesamtnote: ausreichend
- Lage: ausreichend
- Ausstattung: mangelhaft
- Freie Kapazität: sehr gut
- Sonderausstattung: sehr mangelhaft
Ausführliche Ergebnisse und Informationen zum Test der Bike+Ride-Anlagen finden Sie unter adac.de/bike-ride.
* Zunächst wurden die 10 einwohnerstärksten Städte Deutschlands ausgewählt, wobei pro Bundesland eine Stadt berücksichtigt wurde: Berlin, Bremen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Kiel, Köln, Leipzig, München und Stuttgart. Im zweiten Schritt wurden aus allen Landkreisen, die das jeweilige Stadtgebiet umgeben, insgesamt 80 einpendlerstarke Umlandgemeinden mit maximal 25.000 Einwohnenden selektiert, sofern diese einen Bahnanschluss haben. Im Test berücksichtigt wurden alle dem Bahnhof zugehörigen Fahrrad-Abstellanlagen im Umkreis von 100 Metern Luftlinie.
** Der Test gliedert sich in die vier Hauptkategorien: Lage (Gewichtung: 30%), Ausstattung (40%), Auslastung (20%) und Sonderausstattung (10%) – inklusive zahlreicher Unterpositionen. Ihr Hauptaugenmerk richteten die Tester dabei zum Beispiel auf möglichst kurze Entfernungen zum Gleis, kipp- und diebstahlsichere Halter, Überdachung und eine ausreichende Anzahl an freien Stellplätzen.
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