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Berlin-Brandenburg | 26.01.2024

ADAC Umfrage: Autofahrende am unzufriedensten – Aber E-Scooter ärgern alle

Zufriedener ist im Berliner Verkehr seit 2017 kaum jemand geworden. Dennoch verbessert sich die Hauptstadt im deutschen Städteranking des aktuellen ADAC Monitor 2024 „Mobil in der Stadt“ um gleich sieben Plätze auf Rang 6.

Wie zufrieden sind die Menschen in deutschen Großstädten mit ihrer persönlichen Mobilitätssituation? Dies hat der ADAC zum zweiten Mal nach 2017 untersucht. Erhoben wurde die Zufriedenheit der Autofahrer und Autofahrerinnen, ÖPNV-Kunden, Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer sowie Fußgängerinnen und Fußgängern ab 18 Jahren.

Berlin sprang zwar von Platz 13 auf Platz sechs im deutschen Städteranking, gibt aber das gleiche Bild ab wie vor sechs Jahren. Auto- und Radfahren bleibt in der Bundeshauptstadt etwas für Hartgesottene. Der Grund für den Sprung im Ranking: Bis auf Berlin hat die Zufriedenheit in allen anderen Großstädten im Vergleich zum Jahr 2017 deutlich abgenommen.

Sorgenfalten hinterm Lenkrad

Nach wie vor gehören Autofahrerinnen und Autofahrer mit einem Indexwert* von -11 zur unzufriedensten Verkehrsgruppe in Berlin (2017: -14). Und dass, obwohl das Auto nach wie vor das wichtigste Verkehrsmittel in der Hauptstadtmetropole ist. 86 Prozent der Befragten gaben an, ein Auto zu nutzen.

Während Autofahrende in puncto „Wegweisung an den Straßen“ (Index: 31) oder „Verfügbarkeit von Carsharing“ (Index: +19) eher zufrieden waren, überwog der Ärger über das Baustellenmanagement (-41), das Parkraumangebot (-38) und die Parkgebühren (-41). Weitere Kritikpunkte sind das Verhalten von E-Scooter-Nutzern und -Nutzerinnen sowie die Ladeinfrastruktur für E-Autos mit Indexwerten von -47 bzw. -10. Beides wurde in diesem Jahr erstmals bei der Befragung berücksichtigt.

„Der Monitor zeigt nicht nur, wie zufrieden oder unzufrieden die einzelnen Verkehrsgruppen sind. Er zeigt auch, welche Faktoren in welcher Gewichtung hierzu beitragen. Die Ergebnisse bestätigen, dass wir noch weit entfernt von einer Entspannung beim Autoverkehr sind. Wir fordern daher auch weiterhin die weitere Optimierung des Baustellenmanagements, den massiven Ausbau des P+R-Angebots am Stadtrand sowie der Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet und ein intelligentes Parkraummanagement“, fasst Martin Koller, Vorstand für Verkehr im ADAC Berlin-Brandenburg, die Teilergebnisse zusammen.

Fahrradfahrende grundsätzlich zufrieden

Auf dem Fahrrad überwiegt in Berlin hingegen die Zufriedenheit (+6) minimal, was in etwa dem Ergebnis von 2017 entspricht. Ein genauerer Blick verrät sogar, dass die meisten Teilergebnisse dieser Verkehrsgruppe etwas besser ausfallen als noch vor sieben Jahren. Am zufriedensten zeigten sich Radler und Radlerinnen, ihre Ziele zuverlässig zu erreichen (+40) und in Bezug auf die direkten Wege (+35). Das mit Abstand größte Ärgernis ist auch für diese Verkehrsgruppe das Verhalten von E-Scooter-Fahrern und -Fahrerinnen (-31), gefolgt vom Zustand der Radwege (-12) und dem Verhalten anderer Radfahrenden (-10).

Die leicht positive Tendenz gibt Martin Koller keinen großen Anlass zur Freude: „Ich hätte mir hier eine deutliche Verbesserung gewünscht. Aber die Politik sieht zumindest, welche Prioritäten gesetzt werden müssen: Es braucht eine systematische, gesamthafte Planung eines Radwegenetzes, die eine Kombination aus Nebenstraßen mit Rad-Vorrang und kreuzungsarmen Fahrradschnellwegen vorsieht, um die Verkehrsgruppen so gut es geht zu trennen.“

Zufriedenheit zu Fuß und im ÖPNV

Auf den eigenen Beinen sowie in Bus und Bahn sind die Menschen in Berlin jeweils mit einem Indexwert von +24 am zufriedensten. Im Bereich ÖPNV erzielt Berlin mit Platz vier im deutschen Städteranking gar sein bestes Vergleichsergebnis. Lediglich bei Pkw-Stellplätzen, die an Bahnhöfen und Stationen den Umstieg auf die Bahn erleichtern, überwog die Unzufriedenheit (-15). Bei dem wichtigsten Kriterium für Fahrgäste – der Pünktlichkeit– überwiegt die Zufriedenheit (+17). Auffällig ist jedoch, dass sowohl Pendler als auch Besucherinnen deutlich weniger zufrieden sind (+7), als Berlinerinnen und Berliner (+21).

„Um die Abhängigkeit vom Auto zu reduzieren, müssen die Alternativen weiter ausgebaut werden und verlässlich sein“, unterstreicht Koller die Bedeutung des ÖPNV und formuliert entsprechend klare Forderungen sowohl an Berlin als auch an Brandenburg: „Der ÖPNV ist weiter zu stärken, daran führt kein Weg vorbei - auch dort, wo ein wirtschaftlicher Betrieb zunächst vielleicht nicht möglich ist. Dazu zählen neben der Infrastruktur auch die Umsteigemöglichkeiten, die Barrierefreiheit und das Störungs- und Krisenmanagement. Auch On-Demand-Verkehre müssen hier mehr berücksichtigt werden!“

Es herrscht Handlungsbedarf

Die wichtigsten Kriterien des Fußverkehrs wie Direktheit der Wege, Querungsmöglichkeiten und Wegbreite beurteilten die Befragten überwiegend positiv mit Indexwerten von +37 und mehr. Die schlechten Ergebnisse in puncto Verhalten anderer Verkehrsteilnehmender unterstreichen besonders die ADAC Forderung nach einer stärkeren Trennung der Verkehrsarten.

„Ob im Auto, auf dem Rad oder zu Fuß – das Verhalten von E-Scooter-Nutzern und -Nutzerinnen ist immer das Ärgernis Nummer eins. Das kann nicht weiter ignoriert werden, da es die Zufriedenheit im Berliner Verkehr maßgeblich beeinflusst. Hier muss nachjustiert werden, beispielsweise mit der Erhöhung des Mindestalters und mit dem verstärkten Ahnden von Fehlverhalten“, ergänzt Martin Koller, Vorstand für Verkehr im ADAC Berlin-Brandenburg.

Top & Flop 3 der Verkehrsgruppen

Auto
+ Wegweisung an den Straßen (+31)
+ Verfügbarkeit von Carsharing (+19)
+ Verhalten der Fußgänger (+18)
- Verhalten der E-Scooter-Fahrer (-47)
- Baustellenmanagement (-40)
- Parkgebühren in der Innenstadt (-38)

Fahrrad
+ Zuverlässigkeit der geplanten Zielerreichung (+40)
+ Direktheit der Wege (+35)
+ Zustand der Radwege (+27)
- Verhalten der E-Scooter-Fahrer (-31)
- Zustand der Radwege (-12)
- Verhalten anderer Radfahrer (-10)

ÖPNV
+ Haltestellendichte (+49)
+ Länge der Wege beim Umsteigen (+37)
+ Verständlichkeit des Tarifsystems (+37)
(+) Barrierefreiheit (+7)
+/- Informationen bei Störungen (0)
- Pkw-Stellplätze an Bahnhöfen u. Stationen (-15)

Fußverkehr
+ Direktheit der Wege (+46)
+ Angebot an gesicherten Querungsmöglichkeiten (+40)
+ Breite der Gehwege (+37)
- Verhalten der E-Scooter-Fahrer (-41)
- Verhalten der Radfahrer (-28)
- Sitzmöglichkeiten (-18)

Detaillierte Informationen zum ADAC Monitor „Mobil in der Stadt“ gibt es unter www.adac.de/stadt-monitor

 

Einführung, Methodik, Durchführung, Anspruch

Wie zufrieden die Menschen in 15 deutschen Großstädten über 500 Tsd. Einwohner mit ihrer persönlichen Mobilitätssituation sind, hat der ADAC in Zusammenarbeit mit dem Münchner Marktforschungsinstitut „komma“ - zum zweiten Mal nach 2017 - untersucht. Erhoben wurde die Zufriedenheit der Autofahrerinnen, ÖPNV-Kunden, Fahrradfahrer und der zu Fuß Gehenden ab 18 Jahren, die sich in der jeweiligen Stadt an mindestens 2 Tagen in der Woche bewegen, sei es als Einwohnerin oder als Einpendler bzw. zu Besuch. Der Erhebungszeitraum war im September 2023. Die Fragen bzw. Antworten beziehen sich auf die letzten 12 Monate vor der Befragung.

Um verlässliche Aussagen treffen zu können, wurden je Stadt mindestens 600 Interviews durchgeführt, davon mindestens je 200 als Einwohner oder Einpendlerin/Besucherin. Insgesamt wurden in einer repräsentativ angelegten Online-Befragung 9.105 Interviews ausgewertet. Die Gewichtung der Daten wurde anhand der Alters- und Geschlechtsstrukturen in den Großstädten (nur Einwohnende) sowie des Verhältnisses von Einwohnern und Einpendlerinnen (aus ADAC Erhebung 2017) vorgenommen.

Der Zufriedenheitsindex setzt einen Maßstab aus Sicht der Nutzer und Nutzerinnen und bietet Orientierung in den vielfältigen Aspekten der persönlichen Mobilität.

 

* Der Indexwert ergibt sich aus der Differenz der Top2-Antwort-Werte (voll und ganz zufrieden & zufrieden) und der Bottom2-Antwort-Werte (überhaupt nicht zufrieden & unzufrieden). 0 bis +/- 10 Indexpunkte werden einheitlich als „un-/zufrieden“, von +/- 10 bis +/-20 als „recht un-/zufrieden“ und bei mehr bzw. weniger als +/-20 Indexpunkten als „sehr un-/zufrieden“ bezeichnet.
 

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