ADAC Befragung und Analyse zur Volksentscheidsinitiative Berlin autofrei
Ergebnisse zeigen, dass Verbote und Bevormundung auf breite Ablehnung in der Bevölkerung stoßen
Die Berlinerinnen und Berliner scheinen der Initiative „Berlin autofrei“ mehrheitlich skeptisch gegenüberzustehen. In einer Befragung von mehr als 100 Bürger:innen gaben 77 Prozent an, sie würden im Falle einer Abstimmung mit „Nein“ votieren; 23 Prozent befürworten die Vorschläge.
Für 85 Prozent ist die freie Wahl ihres Verkehrsmittels wichtig; für neun Prozent unwichtig und sechs Prozent haben hierzu keine Meinung. 68 Prozent befürchten zudem eine Überforderung der Verwaltung, wenn sechs bzw. zunächst zwölf Fahrten pro Jahr und Fahrer:in über ein aufwändiges Antragsprozedere erlaubt würden.
Menschen möchten selbst entscheiden
„Die Ideen der Initiative sehen einen massiven Eingriff in die mobile Freiheit und Persönlichkeitsrechte der Bürgerinnen und Bürger vor. Die Menschen möchten selbst darüber entscheiden, welches Verkehrsmittel sie wann nutzen. Dies gilt auch für jene, die nach eigener Aussage selten fahren”, sagt Volker Krane, Vorstand für Verkehr beim ADAC Berlin-Brandenburg.
Verbote und Bevormundung schaffen ihm zufolge zusätzlichen Verwaltungsaufwand bei maximaler Intransparenz. Sinnvoller seien neue und verbesserte Angebote für die städtische Mobilität im Rahmen einer ganzheitlichen Verkehrsplanung, vom Ausbau des ÖPNV über adäquate Park-and-Ride-Anlagen und eine bessere Straßeninfrastruktur bis hin zu neuen Parkplatzkonzepten.
Eigentum wird entwertet, Park-Chaos vorprogrammiert
Ein Blick ins Kleingedruckte des Gesetzestextes offenbart die möglichen Auswirkungen des Volksentscheids für das künftige Leben in der Innenstadt. So sieht Paragraf vier den „Teileinzug“ von Straßen vor. Das kommt für den ADAC Berlin-Brandenburg einer Entrechtung und situativen Nutzentziehung gleich und entwertet in erheblichem Maße Privateigentum. Gleichzeitig wird der starke Anstieg des Parkplatzbedarfes rund um den S-Bahn-Ring zu einem weiteren Verkehrschaos führen. Um Sondererlaubnisse für Fahrten zu erhalten, müssten private und geschützte Informationen preisgegeben werden, etwa in Krankheitsfällen, die eine Fahrt notwendig machen.
„Die angedachten Regelungen brächten einen erheblichen Verlust an Lebensqualität mit sich. Wenn die persönliche Mobilität von der Bearbeitungszeit eines Amtes abhängt, sehe ich schwarz für spontane Ausflüge oder Erledigungen“, sagt Matthias Regner, Leiter Verkehr & Technik beim ADAC Berlin-Brandenburg.
Alternativen zum Auto müssen gefördert werden
Interessanter Weise hält es nahezu die Hälfte der Berlinerinnen und Berliner (48 Prozent) laut Umfrage durchaus für möglich, bei einem Großteil ihrer Fahrten – freiwillig - auf den eigenen Pkw zu verzichten. Umso wichtiger ist die schnellstmögliche Förderung von attraktiven Alternativen zum Auto.
Dennoch gibt es nach wie vor für die befragten Menschen wichtige Beweggründe für unverzichtbare Autofahrten: Für Einkäufe (81 Prozent), gefolgt von Reisen und Ausflügen (73 Prozent), Sportaktivitäten und schweren Transporten (je 63 Prozent) sowie Arztbesuchen oder der Pflege von Angehörigen (54 Prozent) bleibt die individuelle Fahrt mit dem Auto für die meisten alternativlos.
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