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ADAC Stiftung | Luftrettung | 14.06.2022

MediCargo: ADAC Luftrettung entwickelt Drohnenlogistik

Kooperation mit dem DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg - Hessen / Neues Drohnenkonzept für eilige Medikamententransporte / Mehr als 100 Forschungsflüge am Universitätsklinikum Ulm / Einsatzspektrum bis 120 Kilometer für Blut, Medikamente und Gewebe / Bedarfsanalyse des INM München als wissenschaftliche Basis

(ADAC Luftrettung gGmbH) Die ADAC Luftrettung und der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg - Hessen arbeiten künftig bei der Entwicklung einer Drohnenlogistik für den Transport von Blut, Medikamenten und Gewebe eng zusammen. Die neue Kooperation für eine bessere Patientenversorgung gaben die beiden gemeinnützigen Organisationen am heutigen Weltblutspendetag bekannt. Grundlage der Zusammenarbeit ist ein gemeinsames Forschungsprojekt am Universitätsklinikum in Ulm, in dessen Rahmen in den vergangenen zwei Jahren mehr als 100 Drohnenflüge zwischen der DRK-Blutbank und der Chirurgie der Uniklinik stattgefunden haben. Ergebnis: Mit der Drohne ist der Transport von Blut zum Patienten in Ulm fünf Mal schneller als auf dem herkömmlichen Weg per Kurierdienst oder Taxi möglich. Die Ergebnisse sind so vielversprechend, dass das Forschungsprojekt in den kommerziellen Regelbetrieb für Kliniken in ganz Deutschland gehen soll. Ziel ist ein Standardkonzept für alle unbemannten zeitkritischen Transporte im Gesundheitswesen. Unterstützt wird die Entwicklung der Transportdrohne mit dem Namen MediCargo von der Brandenburger Firma Multirotor.

„Die Verkehrsdichte in der Stadt und die voranschreitende Zentralisierung von Krankenhäusern und Laboren machen eine zuverlässige Drohnenlösung für den Transport von Blut, Medikamenten und Gewebe in Zukunft notwendig“, begründet Frédéric Bruder, Geschäftsführer der gemeinnützigen ADAC Luftrettung das Engagement der fliegenden Gelben Engel in diesem Bereich. „MediCargo soll das neue Standardkonzept für eilige medizinische Transportgüter in Deutschland werden“, erklärt Bruder und betont: „Dafür haben wir unser Know-how aus 50 Jahren sicherem Flugbetrieb mit Rettungshubschraubern eingebracht. Unser Anspruch ist es, MediCargo bei der Flugsicherheit auf demselben hohen Level unseres Rettungsflugbetriebs zu etablieren. Mit dem Projekt erfüllen wir einmal mehr unseren satzungsgemäßen Auftrag, den Rettungsdienst aus der Luft mit zukunftsweisenden Innovationen weiterzuentwickeln, um Menschen in akutmedizinischer Not schnelle und professionelle Hilfe zu bringen.“

Bei den Drohnenflügen auf dem Campusgelände in Ulm wurde an einem ganzheitlichen System für eine nahtlose Logistikkette für den schnellen, zuverlässigen und sicheren Transport von der Blutbank bis in den OP-Bereich der Klinikchirurgie geforscht. Im besten Fall, so das Ergebnis des Projekts, ist der Bluttransport in drei Minuten möglich. Damit ist MediCargo rund fünf Mal schneller als der bisherige Transport auf der Straße und damit eine relevante Verbesserung.

Wolfgang Rüstig, Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg - Hessen beschreibt die Vorteile: „Bisher wurden nahezu alle Blutproben und Blutprodukte mit Fahrzeugen auf der Straße transportiert. Diese neue Logistik mit einer Drohne bietet die Chance eine völlig neue Anbindung der Proben und Blutproduktdisposition und Transportlogistik unseren Kunden wie Krankenhäusern und Transfusionspraxen in Ballungsgebieten und ländlichen Gebieten anbieten zu können. Die Drohnenlogistik unterstützt dabei eine schnelle und termingerechte Spezialdiagnostik anbieten zu können. Dies gilt für Blutproben von Patienten sowie für die schnelle Bereitstellung von ausgetesteten Blutkonserven (Erythrozyten- sowie Thrombozytenkonzentrate) für die Notfallversorgung nach Unfällen und bei Notoperationen“.

Beim Thema Flugsicherheit setzt MediCargo neue Standards: Deutschlandweit existiert bisher kein Drohnenprojekt, bei der bemannte und unbemannte Luftfahrt so eng im selben Luftraum operieren wie in Ulm. Die Drohne, die mit einem Unmanned Traffic Management System (UTM) nach ADAC Luftrettungsstandard betrieben wird, operiert gemeinsam mit dem in Ulm stationierten ADAC Rettungshubschrauber „Christoph 22“ sowie zwei Krankenhäusern mit je einem Hubschrauberlandeplatz. Zusätzlich verfügt die Bundeswehr über einen Übungsraum für Hubschrauber und Kampfflugzeuge in der Nähe. Erst die hohen Flugsicherheitsstandards von MediCargo machen einen sicheren medizinischen Lieferdrohnenbetrieb unter diesen Umständen überhaupt möglich. So wird das Projekt mit seinem besonderen Luftverkehrsmanagement zu einer Blaupause für den Betrieb von medizinischen Transportdrohnen im Gesundheitswesen.

„Gerade in kritischen Situationen ist der schnelle Transport von Blut oder Medikamenten äußerst wichtig, um die bestmögliche Versorgung unserer Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Wir freuen uns daher sehr, dass wir das Forschungsprojekt der ADAC Luftrettung und des DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg - Hessen unterstützen können. Die bisherigen Ergebnisse des Projekts zeigen, dass zeitkritische Transporte durch den Einsatz von Drohnen zukünftig deutlich schneller möglich sind“, sagt Professor Dr. Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Ulm.

Bei der Drohne, mit der in Ulm seit 2020 geforscht wird, handelt es sich um einen sogenannten Hexakopter mit einem Durchmesser von 1,24 Metern. Er ist rund sieben Kilogramm schwer und kann beim Abflug rund 1,5 Kilogramm Blut als Nutzlast transportieren. Technisch übersteigt die Drohne in ihrer Leistungsklasse alle bisherigen Sicherheitsstandards. Dies umfasst ein eigenentwickeltes dreifachabgesichertes Flugsteuerungssystem von Multirotor, ein Hochpräzisions-GPS für Manöver mit Zentimetergenauigkeit, laserbasierte Höhenmesser, einen Sicherheitsfallschirm und eine Trackinganbindung an die DFS Deutsche Flugsicherung. Die Flugroute wird über spezielle Flugplanungssoftware definiert und die Drohne ist jederzeit auch manuell steuerbar.

Mit diesen Sicherheitsmerkmalen wird jetzt die neueste Generation der MediCargo-Drohne entwickelt. Berücksichtigt werden dabei eine Bedarfsanalyse des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM München) sowie die Erkenntnisse aus dem Forschungsbetrieb in Ulm – streng nach den Vorgaben der europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA.

Die Bekanntgabe der Kooperation verbinden die Projektteilnehmer am heutigen Weltblutspendetag mit einem dringenden Appell, Blut zu spenden. Nach Rückkehr der Krankenhäuser in den Normalbetrieb ist der Bedarf deutlich gestiegen. Um auch in den Sommermonaten genug Menschen versorgen zu können, braucht es aktuell deutlich mehr Blutspender – für eine lückenlose Versorgung werden laut DRK an jedem Werktag rund 15.000 Blutspenden benötigt.

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