Alles in der Schwebe für die Übung
Vier Tage „Großeinsatz“ der Crew von „Christoph Hansa“ mit Rettungswinde / ADAC Luftrettung trainiert vom 22.-25. August am Büsumer Hafen
(ADAC Luftrettung gGmbH) Großaufgebot von Lebensrettern im Bereich des Büsumer Hafens ab Dienstag, 22. August, und das für vier Tage. Aber nicht etwa wegen eines schweren Unglücks, sondern nur zu Trainingszwecken. Die gemeinnützige ADAC Luftrettung und die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Hamburg absolvieren mit Unterstützung der DLRG, des THW, der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und des Hafenamts im Kreis Nordfriesland rund um Büsum Spezialeinsätze mit der Rettungswinde.
Beteiligt an der Übung sind bis Freitag, 25. August, Piloten, Notärztinnen und Notärzte und Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter. Die Crew von „Christoph Hansa“ besteht bei Windeneinsätzen aus drei Personen: Neben Pilot und Notarzt übernimmt nun der Notfallsanitäter (TC HEMS) zusätzlich die Funktion als Windenoperator an Bord - im Fachjargon TC HHO genannt, was für Technical Crew Member Helicopter Hoist Operator steht. Geprobt werden das Absetzen des Notarztes direkt an der Einsatzstelle, das Aufnehmen eines Betroffenen in Rettungsschlingen sowie das Aufnehmen eines Verletzten oder Erkrankten im Luftrettungssack.
Aufgabe des Piloten bei dem anspruchsvollen Flugmanöver ist es, den Hubschrauber möglichst ruhig über der Einsatzstelle schweben zu lassen. Der speziell ausgebildete Windenoperator (TC HHO) steht bei geöffneter Seitentüre auf der Kufe des Hubschraubers und seilt den Notarzt/die Notärztin zu einer Simulationspuppe ab. Nach der Erstversorgung werden der Notarzt sowie die Puppe im Bergesack wieder in die Maschine gehievt. Herausforderung für die Retter ist es, sowohl das Bergeverfahren sicher zu beherrschen als auch den Patienten unter schwierigen Bedingungen optimal notfallmedizinisch zu behandeln.
Die Luftretter trainieren das Manöver zweimal jährlich, in diesem Jahr erstmalig im hohen Norden. Zum Einsatz kommt die Rettungswinde in unwegsamen Geländen, wie z. B. Waldgebiete, an der See und in den Bergen oder im Katastrophenfall, wenn der bodengebundene Rettungsdienst den Unglücksort nicht erreichen kann. Im Anschluss an Büsum steht in Sande in Niedersachsen bereits das nächste große Windentraining der ADAC Luftrettung an.
Diese Art des Trainings wird für die Crews der Hansestadt nun im zweiten Jahr durchgeführt. Seit Anfang 2022 kommt dort das Hubschraubermuster H145 zum Einsatz. Die „fliegende Intensivstation“ von Airbus Helicopters soll dem stärker werden Bedarf an Transporten von Intensivpatienten Rechnung tragen und wurde im Sommer 2022 zusätzlich mit einer Rettungswinde ausgestattet. Damit erweitert sich der Einsatzbereich um das Hafengebiet, schwer zugängliche Stellen sowie Einsätze über dem Wasser. 2023 hat „Christoph Hansa“ bereits 62 Windeneinsätze durchgeführt.
2022 rückte „Christoph Hansa“ zu 1320 Einsätzen aus. Einsatzgrund Nummer eins waren bei den oft lebensrettenden Einsätzen mit 35 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. Dahinter folgen mit 22 Prozent Unfall-Verletzungen. Dazu gehören Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. In 17 Prozent der Fälle diagnostizierten die Lebensretter aus der Luft neurologische Ursachen, wie zum Beispiel einen Schlaganfall. Bei sieben Prozent war ein Notfall des Atmungssystems wie akute Atemnot 2 oder Asthma die Ursache. Deutschlandweit rückten die Crews der ADAC Luftrettung im vergangenen Jahr zu insgesamt 55.675 Einsätzen aus.
Die Hamburger Crews bestehen aus drei Piloten der ADAC Luftrettung, denen Stationsleiter Michael Gomme vorsteht, 15 Notärztinnen und Notärzte des BG Klinikums, geleitet von Dr. Tim Lange, sowie Rettungsfachkräften des BG Klinikums, geleitet von Jörn Öllrich. Die Einsatzbereitschaft beginnt täglich um 8 Uhr und dauert bis Sonnenuntergang, spätestens 21 Uhr. Hubschrauberführende Leitstelle ist die Rettungsleitstelle der Feuerwehr Hamburg (Notruf 112).
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