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ADAC e.V. | Verkehr | 02.12.2019

Chancen von eCall bleiben ungenutzt

ADAC Recherchen offenbaren Defizite mit Blick auf Verbreitung sowie auf die herstellerspezifische Ausgestaltung der Systeme

©iStock.com/Noom Kittipong

Automatische Notrufsysteme können bei schweren Verkehrsunfällen ausschlaggebend dafür sein, dass Rettungskräfte frühzeitig vor Ort sind. Sie können eine deutlich schnellere medizinische Versorgung von Unfallopfern sicherstellen – und so im Zweifel Leben retten. Aus diesem Grund schreibt die EU seit dem 1. April 2018 vor, dass Fahrzeuge, deren Typgenehmigung erteilt wird, mit dem europäischen Notruf eCall ausgestattet sein müssen.

Eine Recherche des ADAC zeigt aber, dass bisher nur die wenigsten Fahrzeuge über den „echten“ eCall an die 112 verfügen. Hintergrund: Viele Hersteller schreiben für neue Fahrzeugmodelle nur die Betriebsgenehmigung von Vorgängermodellen fort, so dass sie nicht zu einer Ausstattung mit dem europäischen Notruf verpflichtet sind.

Zusätzlich schwierig wird es aus Sicht des ADAC außerdem dadurch, dass die Hersteller allein (oder sogar parallel zum 112-eCall) eigene Notrufe anbieten dürfen. Diese landen dann in Callcentern der Hersteller und werden erst von dort dann an die 112 weitergeleitet. Denn nur die öffentlichen 112-Notrufstellen schicken tatsächlich Krankenwagen etc. los.

Nach Untersuchungen des ADAC können diese herstellerspezifischen Notrufe im Falle eines Unfalls zu erheblichen Verzögerungen sowie zu einer teilweise fehlerhaften Weitergabe wichtiger Informationen führen: Durch den Umweg über Hersteller-Rufzentralen geht wertvolle Zeit verloren, bis die Nachricht über einen Unfall bei der zuständigen 112-Rettungsleitstelle eintrifft. Und Agenten in Call-Centern machen teilweise Fehler bei wesentlichen Informationen etwa über den Standort eines Unfalls.

Beim „echten“ eCall wird dagegen europaweit direkt die 112 angewählt und ein einheitlicher knapper Datensatz mit wesentlichen Angaben zuverlässig an die Rettungsleitstelle übermittelt.

Deshalb fordert der ADAC, Autofahrer besser über die Unterschiede zwischen „112 eCall“ und „Hersteller-Notruf“ aufzuklären. Stehen im Fahrzeug „112-eCall“ und „Hersteller-Notruf“ parallel zur Verfügung, sollte der Fahrer das Recht haben, seinen bevorzugten Service-Provider zu wählen. Da viele Verbraucher hier unsicher sind, wäre es empfehlenswert den 112-eCall im Auto defaultmäßig voreinzustellen.

Angesichts der enormen Chancen des automatischen Notrufsystems eCall fordert der ADAC, den 112-eCall zeitnah verbindlich für tatsächlich alle Neufahrzeuge vorzuschreiben. Und bei bereits verbautem herstellerspezifischem Notruf muss die Umstellung auf den echten eCall ermöglicht werden. Um generell eine im Fahrzeugbestand verbaute eCall Technologie über die Lebensdauer der Fahrzeuge nutzen zu können, ist außerdem eine Aufrechterhaltung der 2G/3G Netze erforderlich.

Die flächendeckende Verfügbarkeit des europäischen Notrufs eCall kann nach Berechnungen der EU die medizinische Versorgung von Unfallopfern erheblich verbessern: So lässt sich den Angaben zufolge die Zahl der Verkehrstoten europaweit um jährlich 2500 und die Schwere von Unfallfolgen um bis zu 15 Prozent verringern.

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