ADAC testet E-Mountainbikes: Überwiegend „gut“
Vollgefederte Mountainbikes Verkaufshit unter den Pedelecs – trotz deutlicher Preissteigerung
Der ADAC hat acht vollgefederte Elektro-Mountainbikes – Fullys – auf Fahreigenschaften, Antrieb und Motor, Handhabung sowie Sicherheit getestet. Ergebnis: Sechs schnitten „gut“ ab, zwei bekamen ein „befriedigend“. Spitzenreiter ist das Bike von Cube.
Fullys haben die Trekkingräder unter den Pedelecs an Beliebtheit abgelöst. Von den im Jahr 2021 ca. zwei Mio. verkauften Pedelecs fiel über ein Drittel auf die vollgefederten Mountainbikes (Trekkingräder: 32 Prozent). Der ADAC hat deshalb acht marktgängige Exemplare auf dem Prüfstand und in der Praxis getestet. Sieger wurde das „Stereo Hybrid“ von Cube wegen seiner guten Allround-Eigenschaften: den sehr guten Bremsen, der umfassenden Schaltanzeige und der Schiebehilfe mit Rückwärtsblockade. Auch die Sitzposition erlaubt eine angenehme Fahrt auf ebener Straße. Nur der begrenzte Lenkereinschlag und der Ausbau des Akkus bieten Verbesserungspotenziale.
Letztplatziertes Fully ist das „Strike eRIDE“ von Scott, weil es sicherheitsrelevante Defizite zeigt: Die Hebelmechanik, um die Sattelstütze versenken zu können, ist schwer zu erreichen. Das ist besonders beim Bergabfahren gefährlich, weil dazu die sichere Griffposition verlassen werden muss. Abzüge gab es auch, weil das Fully mit einem 500 Wh-Akku ausgestattet ist (bei allen anderen sind Akkus mit 750 Wh oder 630/621 Wh verbaut). Entsprechend ist eine nur vergleichsweise geringe Reichweite (70 km) bzw. Reichhöhe (1371 m) möglich. Auch das zulässige Gesamtgewicht von lediglich 128 kg lässt keine bessere Platzierung zu.
Die Tester legten großen Wert auf leistungsfähige Bremsen. Die mit einem Finger zu bedienenden Modelle sind dabei nicht nur leichter zu handhaben, sondern in Kombination mit reichlich Bremspower und guter Dosierbarkeit den schwächeren und weniger ergonomischen Zweifingerbremsen deutlich überlegen. Bergab kann so immer ein Finger an der Bremse und gleichzeitig der Lenker gut im Griff bleiben. Bei den Bikes von Bulls, Scott, KTM und Haibike fehlt dieses Detail.
Wichtiges Kriterium waren außerdem Reichweite bzw. Reichhöhe. Je nach Akkugröße schaffen die Fullys zwischen 110 km (Bulls, Cube, KTM) und 80 bzw. 90 km (Giant, Radon, Canyon) in der Ebene. Entsprechend variieren die Reichhöhen: Die drei Reichweiten-Sieger schaffen mit einer Akkuladung über 2000 m Höhenmeter, Gipfelkönig ist das Cube mit 2179 m. Die Ladezeiten zwischen 5,5 h und 7 h sind dabei gut bis befriedigend.
Auch der Fahrkomfort ist bedeutend. Gabel und hinterer Dämpfer haben darauf entscheidenden Einfluss, besonders beim Bergabfahren. Denn je besser beide das Rad auf den Trail bzw. Wegeuntergrund pressen, desto weniger Kraftaufwand ist nötig und entsprechend angenehmer und weniger ermüdend fährt sich das Bike. Die ADAC Experten stellten jedoch fest, dass die Einstellung der hinteren Dämpferelemente teils unbefriedigend in den Anleitungen beschrieben sind. Am besten löst dies das Fully von Giant, bei dem eine Skala für die korrekte Einstellung an der Kolbenstange des hinteren Dämpfers eingeprägt ist.
Ein E-Mountainbike ist ein Sportgerät, das der Übung bedarf. Der ADAC empfiehlt, vor dem Kauf nicht nur eine ausgiebige Probefahrt, sondern auch ein „Bikefitting“ beim Fachhändler zu machen: Dort wird die richtige Größe angepasst und die Dämpfung optimal eingestellt.
Da die Fullys relativ teuer und die Preise seit Testbeginn sogar um rund 10 Prozent gestiegen sind, noch zwei Spartipps: Auf einen Carbon-Rahmen verzichten, denn der ist teuer, bringt aber nur wenig Gewichtsvorteil und ist im Gegenzug schadensanfälliger. Auch sind Metallritzel in der Gangschaltung günstiger als Aluritzel – und dazu noch verschleißärmer.
Die Fully sind durchaus alltagstauglich, wenn die Sattelstütze so eingestellt ist, dass man entspannt sitzen kann. Andernfalls ist der dauernde Druck auf die Handgelenke zu groß. Ganz wichtig: Für den Straßeneinsatz braucht so ein Bike auch Licht, Reflektoren und eine Klingel.
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