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Nordbayern | 03.02.2022

Mehr Staus auf bayerischen Straßen im zweiten Corona-Jahr

Länge der Staus im Freistaat legt um 50 Prozent zu im Vergleich zum Vorjahr +++ Dennoch gut 40 Prozent weniger Staukilometer als 2019

Nordbayern. Die Staubelastung auf Bayerns Autobahnen hat im zweiten Pandemiejahr wieder zugenommen. Der ADAC verzeichnete in der Jahresstaubilanz 2021 im Freistaat insgesamt 107.990 Staumeldungen (2020: 72.419) bei einer Staulänge von insgesamt knapp 159.000 Kilometern. Vor einem Jahr waren es lediglich 106.000 Kilometer Stau, was einem Zuwachs von 50 Prozent entspricht. Dennoch haben die Staus in Bayern im vergangenen Jahr noch kein vorpandemisches Niveau erreicht: Im Vergleich zu 2019 gab es gut 40 Prozent weniger Staukilometer (2019: 267.000 Kilometer).

Stauschwerpunkt in Nordbayern bleiben A3 und A9
Besonders viele Behinderungen gab auf der A8, was vor allem auf den wieder gestiegenen Reiseverkehr Richtung Österreich, Italien und Kroatien zurückzuführen ist. Unter den Top-10-Einzelstaus 2021 in Bayern ist die A8 im Süden des Freistaats allein siebenmal vertreten, jeweils an Reisesamstagen im Juli und August. Stauschwerpunkte im Norden sind wie gewohnt die A3 und die A9, den längsten Stau mit 22 Kilometern und einer Dauer von knapp 600 Minuten gab es in Franken am 17. Juli auf der A3 zwischen Würzburg/Randesacker und der Anschlussstelle Geiselwind in Fahrtrichtung Nürnberg.

Auch bei der Staudauer gingen die Zahlen spürbar nach oben: Insgesamt knapp 53.500 Stunden standen Autofahrende im vergangenen Jahr in Bayern im Stau. Dies bedeutet eine Steigerung von knapp 70 Prozent im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020 (31.650 Stunden), aber immer noch einen Rückgang von etwa 35 Prozent zu 2019 (83.500 Stunden). „Wir sehen, dass vor allem der Urlaubsverkehr im Sommer für einen erheblichen Teil der Stauzuwächse verantwortlich war, die Menschen sind im Vergleich zum ersten Corona-Jahr wieder deutlich mehr verreist, bevorzugt mit dem Auto oder Wohnmobil. Dass die Staukilometer dennoch weiter deutlich unter denen von 2019 liegen, lässt sich vermutlich mit dem geringeren Pendler- und Berufsverkehr und weiterhin hohen Homeoffice-Anteilen erklären“, so Jürgen Hildebrandt, Leiter des Fachbereichs Verkehr, Technik und Umwelt beim ADAC Nordbayern.

Staureiche Sommermonate wegen Reiseverkehr und Baustellen
Allein an den ersten drei Ferienwochenenden in Bayern waren die Staus teilweise bis zu doppelt so lang wie 2020, am ersten Wochenende der Sommerferien (30.7. bis 1.8.) waren sie sogar 800 Kilometer länger als zum Ferienstart 2019. Dieser Peak lässt sich auch an den Staudaten im Jahresverlauf deutlich erkennen: Gehen die Staukilometer von Januar bis April 2021 kontinuierlich weiter zurück, vervierfacht sich die Staulänge beinahe von April bis Juli von 8.300 auf über 28.000 Staukilometer im Monat. „Der stetige Rückgang und das langanhaltend niedrige Niveau in den Winter- und Frühlingsmonaten ist mit dem Lockdown und der schwierigen Corona-Situation zu erklären. Parallel zu den Lockerungen im Tourismus- und Reisebereich erhöhte sich im Sommer auch die Zahl aktiver Baustellen in Bayern, dies begünstigte den sehr starken Anstieg der Staukilometer in den Sommermonaten“, interpretiert Hildebrandt die starken Schwankungen.

Bayern hinter NRW Stau-Bundesland Nummer 2
Ähnlich wie in Bayern stellte sich die Stausituation 2021 auch bundesweit dar: Gegenüber 2020 registrierte der ADAC deutlich mehr Staus, insgesamt wurden 685.000 Staus (2020: 513.500) gezählt. Die Dauer der Verkehrsstörungen summierte sich auf 346.500 Stunden (2020: 256.000 Stunden), die Gesamtlänge betrug 850.000 Kilometer (2020: 679.000 Kilometer). Die Gesamtdauer der Störungen war aber um rund ein Drittel geringer als noch 2019. Bei der Gesamtlänge der Staus verzeichnete der ADAC bundesweit – ähnlich wie in Bayern – ein Minus von 40 Prozent.

Stau-Bundesland Nummer eins ist wie in den Vorjahren Nordrhein-Westfalen. Auf den dortigen Autobahnen wurden 32 Prozent aller Staus gezählt. Bayern bekam mit 16 Prozent nur halb so viele Staus ab, vor Baden-Württemberg mit 9 Prozent. Allerdings musste Bayern von allen Bundesländern den größten Anteil beim Zuwachs der Staukilometer verkraften. Von den 171.000 Staukilometern, die 2021 mehr als noch 2020 registriert wurden, entfielen 53.000 auf Bayern.

Der ADAC rechnet für das laufende Jahr mit einer Normalisierung der Verkehrssituation auf den Autobahnen. Allerdings dürfte sich erst in den kommenden Jahren zeigen, welchen Einfluss die Ausweitung von Homeoffice- Angeboten in den Unternehmen einerseits und die geringere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel andererseits auf das Verkehrsgeschehen haben werden. Damit es dauerhaft weniger Staus gibt müssen der ÖPNV und der Schienenverkehr attraktiver werden, um Kunden wieder oder neu zu gewinnen. Engpässe auf chronisch überlasteten Autobahnabschnitten sollten zügig beseitigt werden, auch das Verkehrs- und Baustellenmanagement gilt es weiter zu verbessern.

Gezählt wurde bei der ADAC-Auswertung jede Verkehrsmeldung, die „Stau“ (Durchschnittsgeschwindigkeit kleiner als 20 km/h) oder „Stockenden Verkehr“ (Durchschnittsgeschwindigkeit zw. 20 und 40 km/h) beinhaltete. Grundlage der Staudatenbank des ADAC sind die Landesmeldestellen der Polizei sowie die Live-Daten aus Navigationsgeräten und Apps aus etwa 300.000 Fahrzeugen sowie Daten weiterer 4,5 Millionen Nutzerinnen und Nutzern von Smartphone-Apps und Online-Navigationstools.

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